Roger Daltrey im Kino


Es ist traurig, aber es läßt sich nur so deuten, daß Roger Daltrey sehr dringend Kohle brauchte. Oder furchtbar gelangweilt war. Warum sonst hätte er sich mit einem Regisseur eingelassen, mit dessen Namen einige der unsäglichsten Filme der letzten Jahre verknüpft sind?

Menahem Golan heißt der Mann. bis vor kurzem war er die gewichtigere Hälfte von Cannon Film und in ständig wechselnden Funktionen verantwortlich für den allerersten „Eis am Stiel“ wie für den allerletzten Chuck Norris. Zum Schluß wollte das Cannon-Futter kaum einer mehr sehen.

„Mack The Knife“, so der englische Titel der Verfilmung der Dreigroschenoper nach Bert Brecht und Kurt Weill, entstand bereits mit Golanx neuer Firma 2Ist Century. Kaum waren vier Wochen vergangen, war alles wieder anders und der Film gehörte zu einer grauen Masse, die von einer Firma zur anderen geschoben wird.

Raul Julia als Mackie Messer, Julia Migenes als Nutte Jenny, Roger Daltrey am Leierkasten – mit Namen schmückte sich Golan schon immer gerne. Die Dollars für die Gagen holte er aus scheinbar nie versiegenden Quellen oder er sparte sie an den Filmen selbst wieder ein. In diesem Fall drehte er im Billigstudio-Paradies Budapest.

Es ist traurig, aber wenn die Vorzeichen nicht trügen, dann könnte Roger Daltrey jetzt auch zuhause sitzen, Geld zählen und darauf hoffen, daß dieser Film niemals groß herauskommt und die Erinnerung an „Tommy“ beschädigt.

Wenn, ja wenn nicht Who-Boß Pete Townshend sein Nein zu jeder Art von Live-Aufführune alter Klassiker kurzerhand widerrufen hätte. Anläßlich des Dinners im Rahmen der „Rock’n’Roll Hall Of Fame“ kam er jedenfalls angesichts weitaus betagterer Kollegen, die sich trotz ihres Alters nicht genierten, auf die Bühne zu steigen, zu dem Schluß:

„Laßt es uns noch einmal versuchen und auf Tournee gehen.“