Rückkehr der Eisprinzessin – Portishead live, Berlin 2008


Das Setting war verheißungsvoll. In der Mitte des Klassikstudios des ehemaligen DDR-Rundfunks hatte die sechsköpfige Band ihr umfangreiches Instrumentarium aufgebaut (Analogsynths, Gitarren, Bässe, Schlagzeug, Percussion), umringt vom Publikum wie einst Elvis bei seinem Comeback-Konzert. Doch Stimmung kam nicht recht auf unter dem grellen Saallicht. Es war eine Aufzeichnung fürs Radio, und nichts wurde dem Zufall überlassen. Kein reines Vergnügen für den Zuhörer, aber dieser Perfektionismus bildet die Grundlage der fragilen und hochsensiblen Klanggebäude von Portishead. Jeder Ton ist handgemacht, kein Rechner, kein Sampler, kein Klick. Die neuen Stücke wirken experimentierfreudiger und heterogener als zu du MMY-Zeiten. Erstaunlicherweise klingen sie so vertraut und doch so frisch, dass man erst mal nicht in Versuchung kommt, „TripHop“ auch nur zu denken. Ein Song wird von einer wunderbaren Bassline auf dem Mini Moog angetrieben, dass sogar etwas Bewegung in die Sitzreihen kommt. Überhaupt ist mehr Rhythmus drin, auch Körperlichkeit. Am weltschmerzlichen Grundtimbre hat sich jedoch nichts geändert, genauso wenig an der Popverweigerung von Geoff Barrow und Beth Gibbons. Genau diese unterkühlte Selbstisolation spiegelt sich auch in ihrer Musik wieder, die bei aller Emotionalität keine wärmende Wirkung hat. In diesem Paradoxon lag schon immer ihre Faszination.