Sachlexikon Rockmusik


252Seiten,rororo6223,DM 7,80 Wer sich intensiv für Rockmusik interessiert und gelegentlich mal unbekannte Begriffe definiert haben will, braucht so um die sechs, sieben Bücher: Von Lilian Roxon über Schmidt-Joos/Graves bis zu „Was man über Musik wissen muß“ – erst dann ist alles zwischen „A Cappella“ und „Zappa“ abgedeckt. Tibor Kneif, Professor für Musikwissenschaft an der FU Berlin, hat nun ein Buch verfaßt, das nahezu alle wesentlichen Begriffe der (Rock-)Musik erklärt, doch nicht nach Namen, sondern nach Sachbegriffen geordnet: Plattenfirmen, Instrumente, Stile, Medien und vieles, was zum Dunstkreis der Rockmusik gehört (Grand Ole Opry, Hell’s Angels, Kopfhörer, Monterey Pop Festival, Mischpult – um mal einen Querschnitt anzugeben).

Wie alle Lexika einschließlich des Brockhaus ist natürlich auch Tibor Kneif nicht perfekt. Er nennt Begriffe wie „Klassik“ und „E-Musik“ irreführend, beharrt stattdessen auf „Bildungsmusik“ – ist dieser Begriff etwa weniger irreführend und unzureichend? Mitunter erliegt Kneif einer reichlich steifen Sprache: Tina Turner’s Bums-Bewegungen auf der Bühne erscheinen ihm „ruckartig“!

Wirklich negativ erscheinen mir allerdings Kneifs Querverweise, die er anläßlich bestimmter Stile oder Tricks gibt: Unter „Verzerrer“ nennt er „What Do You Want“ von den Yardbirds als vorbildliches Beispiel; unter „Hardrock“ verweist er auf Bands wie High Tide, Comus, Hard Stuff, Troyka, Sugar Creek oder Stack Waddy; zwar sind diese Beispiele richtig, nur den meisten Lesern wahrscheinlich unbekannt (und nicht nachprüfbar). Mithin schreibt Kneif hier am Publikum vorbei. Und seine Einschätzung, der „Musik Express“ entspreche den sonstigen Veröffentlichungen des M+P-Zeitschriftenverlags, ist schlicht falsch (das ist nachprüfbar).

Aber was soll’s: Nobody is perfect, erst recht kein Lexikon, und ansonsten hat der Tibor Kneif hier eine runde Sache abgeliefert – für nur DM 7,80, also den halben Wert einer Langspielplatte.