Seafruit: Der cleverste Pop aus Sheffield, seit Pulp eine Pause einlegten.


Die Musik

Jarvis Cocker ist nicht weit: Zum einen klingt die Stimme des Seafruit-Frontmanns Geoff Barradale in hohen Lagen verblüffend nach dem Pulp-Mastermind, zum anderen sind beide Bands im englischen Sheffield beheimatet. Und diese graue Industriestadt hat ihre eigene musikalische Geschichte. „In den 80er Jahren gab es hier einige bedeutende Elektronik-Projekte“, erzählt Barradale, der damals selbst mit Vitamin Z den Sheffielder Kollegen Human League Konkurrenz machte. „Unser Keyboarder Joe Newman wurde extrem von diesen Synthie-Sounds beeinflusst.“ Doch das Gepiepse und Gesumme ist nur intelligentes Beiwerk für Rock und Pop, der nach Manics klingt, nach Blur und Muse. Die LP „I Feel A Bit Normal Today“ ist wunderbar melodiös, jedoch – was nach Jahren der unkritischen Epos-Pop-Verherrlichung erwähnt werden sollte – ohne je aufdringlich zu sein.

Die Künstler

Gitarrist und Tonmischer Alan Smyth war mit Knöpfchendrehen beschäftigt (Anfang der 90er u.a. auch für Pulp), als er im Studio nebenan Barradale singen hörte. Die beiden begannen mit gemeinsamen Projekten, bis 1998 Andy Ross, der Entdecker von Blur, ein Seafruit-Konzert sehen wollte. In aller Eile wurden Joe Newman.Tom Hogg und Stu Goughty engagiert, um eine Liveband auf die Beine zu stellen.“Wir klangen großartig, sahen aber furchtbar aus“, erklärt Barradale, der nach dem Gig nie wieder von Ross gehört hat. Die nächsten Jahre standen Seafruit dank der hervorragenden Singles „Hello World“ und „Looking For Sparks“ mehrmals kurz vor dem Durchbruch, halbherzige Promotionarbeit der Plattenfirma jedoch machte alles zunichte. „Man kann sich nicht vorstellen, wie wir uns gefühlt haben“, sagt Barradale. „Wir wussten, was wir können, die Kritiken waren hervorragend und trotzdem ist nichts passiert.“ Mit neuer Plattenfirma und überarbeitetem Debüt gehen Seafruit jetzt noch einmal an den Start – und wer es jetzt verschläft, ist selbst Schuld.

Die Texte

„Alan und ich schreiben über alltägliche Dinge“, so Barradale. „In ‚Looking For Sparks‘ geht es nur um einen Streit, auch wenn viele Leute mehr hinein interpretiert haben.“ Ach, und Geoff ist gerade Vater geworden. Er wird doch nicht…? „Keine Angst“, lacht er. „Ich bin sentimental und schrecklich glücklich, aber ich werde nicht gleich einen Song über mein Baby schreiben.“

Seafruit – Feel A Bit Normal Today (Global Waiming/Repertoire)

www.repertoire.de