Sean Connery auf Rätselflug


Ein nar flüchtiger Blick auf die Werbung könnte zu dem Mißverständnis führen, es handele sich bereits um den neuen 007. Sean Connery, in Bond-Pose, zückt diesmal jedoch nicht den Colt, sondern die Fernsehkamera. „Flammen am Horizont“ ist die Geschichte des TV-Mannes Patrick Haie – des wichtigsten Mannes der Vereinigten Staaten.

Das Motiv ist grotesk: Sean Connery, im Dienste der Königin ergraut, posiert in 007-Pose, die Beine von Bikini-Mädchen umklammert. Hinter ihm Rauchpilze, Panzer und Hubschrauber. Aber er präsentiert uns nicht den handlichen Colt, sondern hat die Handkamera gezückt. „Flammen am Horizont (The Man With The Deadly Lens)“ erzählt zwar auch von Agenten, von internationalem Konfliktstoff, üblen Waffengeschäften und Atombomben.

Aber Sean Connery ist diesmal noch nicht wieder in der Rolle des inzwischen gut durchgereiften James Bond zu bewundern. Er ist vielmehr der mächtigste Mann der Vereinigten Staaten: TV-Reporter Patrick Haie. Und er trägt sein Toupet so, daß jeder merkt, daß er eins hat. Übrigens, der Witz mit den Sexpdlen, die er angeblich dreimal am Tag nimmt, könnte aus einem der ersten 007-Streifen stammen, weil man sich seinerzeit über sowas noch totlachen konnte. Nur hätte damals natürlich niemand gewagt, James Bond mit derartigen Vermutungen zu beleidigen…

Patrick Haie kommt bei seinen hautnahen Einsätzen im Nahen Osten durchaus schonmal in Situationen, wie sie aus der wirren TV-Serie „Rätselflug“ hinlänglich bekannt sind. Ansonsten aber ist er immer am Ball, wenn es darum geht, verletzten Opfern nach Granatenexplosionen schnell das Mikro unter die Nase oder die Kamera auf zerfetzte Körper zu halten.

Regisseur Richard Brooks (70) arbeitete drei Jahre an diesem Film und verstand die Story als Satire, die irgendwo zwischen heute und morgen angesiedelt ist. Daß der Abstand zur heutigen Realität hier und da kaum noch meßbar ist, beweist nur, was sich allein in drei Jahren alles tun kann. Zu einer farbigen Vizepräsidentin werden es die USA aber sicherlich nicht so schnell bringen.

In diesem Film wird es jedoch einen Moment lang brenzlig, was das Rassenproblem betrifft: Präsident Lockwood, den ganzen Tag am Fitness-Gerät beschäftigt, hat ein einziges Mal am Bildschirm die Wahrheit gesagt und muß deswegen wahrscheinlich abdanken. Dann wäre der Präsident der Vereinigten Staaten nicht nur schwarz, sondern auch noch weiblich.

Natürlich kommt es nicht dazu. Denn der draufgängerische Berichterstatter Haies behält die Dinge im Griff. Da auch Revolutionäre PR brauchen, ist er mit seiner Kamera überall gern gesehen. Speziell beim Guerilla-Führer Rafeeq, der den Amerikanern einen politischen Mord nachweisen will.

Der US-Präsident ist dumm, aber gerissen, die CIA mordet munter drauf los, skrupellose Waflenhändler sind deutsch, arabische Widerstandskämpfer sind nicht ganz dicht – und ihre durchs Ol reich gewordenen Könige sind nichts als große Kinder. Nur die Russen kommen hier nicht so recht zum Zuge. Und das, was passiert, geschieht – wie’s scheint – sowieso nur noch fürs Fernsehen. Und zwar so gut getimt, daß zwischendrin genügend Raum für die commercials bleibt. Und Haies ist es schließlich egal, wo er sich für hohe Einschaltquoten die Fetzen um die Ohren fliegen läßt. Schließlich hört eh alles auf sein Kommando.

Leider ist die Satire nur mittelmäßig gelungen, da die Charaktere wie auch der Humor viel zu abgegriffen sind, um brillant zu sein: Frühsiebziger-Stil mit altmodischer Heldenfigur und einer Story, die man entweder viel bissiger oder viel lächerlicher hätte machen müssen.