SHELTER


Zu lange sollte man nicht auf das Cover starren. 45 Grad in der Schräge liegende Striche erzeugen im Zusammenspiel mit den Worten eine optische Täuschung. Das erinnert nicht von ungefähr an den sogenannten Moiré-Effekt, bei dem durch Überlagerung feiner Rastermuster scheinbar neue grobe Muster entstehen. Voll und ganz im Sinne von Moiré ist das, der einfach keine elektronische Musik machen will, die überklar und deutlich ist. Er liebt nichts mehr als einen Sound, der verschwommen erscheint. Im trippigen Track „Elite“ wird passend zum Beat langsam in die Hände geklatscht, wiederholt sich ein Loop mit Kinderstimmen und im Unterbau lugen Geräusche aus dem Vogelhaus hervor. So etwas kreist automatisch durchs Ohr, wenn man zwei Nächte durchgefeiert hat und nicht mehr voll bei sich ist. Auch in Moirés Uptempo-Stücken steckt eine hypnotisierende Dösigkeit, die in diesem Fall an Moodymann oder Theo Parrish erinnert. In „No Gravity“ verbindet er metronomisch genaues Ratschen, einen Elektro-Bass wie in den 80ern und Glucksen aus dem Gully. Plötzlich baut sich eine Synthesizer-Schicht auf, die ständig anwächst und alles für ein paar Momente unter ihre Gewalt bringt. Moiré ist keineswegs der minimalen Schule zuzurechnen. Anders als Kollege und Werkdiscs-Labelchef Darren Cunningham aka Actress, der sich mit seinem letzten Album vom Clubsound wegbewegt, geht Moiré sukzessive auf ihn zu. Spannende Entwicklung. Nur komisch, dass die Single „BBOY 202“ fehlt. ****1/2