Simon &Garfunkel – Offenbach, Bieberer Berg


Ich durfte mich mal wieder als Miesmacher fühlen. Glücklichen Menschen ihren grenzenlosen Enthusiasmus vermiesen zu wollen, führt halt zu unwirschen Reaktionen. Mit der Ratio kann man einem Phänomen wie Simon and Garfunkel eben nicht begegnen. Bleibt man bei all den legendären Songs von „Mrs. Robinson“ über „America“zu „The Boxer“ cool, ist man entweder zu jung (und kann von daher die Größe des Ereignisses gar nicht begreifen) oder ist eben am Morgen mit dem falschen Fuß aufgestanden. Andere ‚Entschuldigungen‘ kann man nicht geltend machen.

Ich habe Simon (mit fast identischer Band) auf seiner ONE TRICK PONY-Tournee gesehen und muß sagen: Ich war beeindruckt (wenn auch nicht aus dem Häuschen). Auch damals, als im Schnitt 1.500 Besucher zu seinen deutschen Konzerten kamen, spielte man mehrere S&G-Hits. Und das nicht weniger eindrucksvoll, wenn auch Garfunkels stimmlicher Part von einem der versierten Studiomusiker (genauso effektiv) übernommen wurde. Und plötzlich (die Beweggründe spielen da gar keine große Rolle) steht der blonde Wuschelkopf Garfunkel wieder Simon zur Seite – und alle Welt kippt aus und rennt 40.000fach in Riesenarenen, um am Comeback teilzuhaben.

Das läßt sich nicht mit Simon’s Songwriter-Qualitäten erklären (denn die hat er über die Jahre als Solist eher veredelt), da hilft auch nicht das Argument der Zeitlosigkeit der Kompositionen – noch die Spekulation, eine neue softe Ära (die schweigende Mehrheit verschafft sich Gehör?) stehe uns ins Haus.

Der einzig adäquate Begriff, der sich im Zusammenhang mit dem Offenbacher Großkampftag anbietet, ist der des Mythos, dich gefolgt von der Nostalgie. Und da vergißt man das unwirkliche Betonstadion, die in Minutenabständen über das Gelände dröhnenden Düsen-Jets, die vor allem „Sounds Of Silence“ eine ganz neue Dimension geben und genießt all die schönen Lieder, die zu hören man sich bislang nur in trauter heimischer Atmosphäre vorstellen konnte.