Simply Red


Der Sound vom Tape, als Intro und als Ausklang für den Heimweg, war schon erste Sahne und steckte gut die musikalische Bandbreite der Soulboys aus Manchester ab: Materials „I’m The One“ brachte die 2000 Fans gleich in den Groove, und der beinharte Reggae von Black Uhurus „Guess Who’s Coming To Dinner“ war der perfekte Treibstoff für den Weg aus dem Hammersmith. Dazwischen lagen 80 Minuten fulminanten Souls von Mick „Red“ Hucknall und seinen sieben Mitstreitern. Aggressiver, erdiger black soul wohlbemerkt – und kein modischer Cocktail-Jazz, wie er derzeit in den europäischen Musik-Metropolen in Mode ist.

Lockenkopf Hucknall ließ vom ersten Griff zum Mikro keinen Zweifel über die Identität seiner musikalischen Ziehväter aufkommen. Die grantigen, bellenden Stimmakkorde waren klar aus dem Stoff, den James Brown selbst in hohem Alter noch feurig anrührt.

Hucknall & Co. haben bereits – mit Erfolg – im Vorprogramm von Brown gespielt und dabei den King of Soul bestens studiert. Auch die Vorarbeit bei Clapton und ÜB 40 haben Simply Red zu einem souveränen, mitreißenden Bühnen-Act geformt. Die Rhythmus-Abteilung- zimmert einen temporeichen Beat, der zwischen Soul, Rhythm & Blues, Reggae, Funk, Disco und Jazzigem pulsiert. Gestochen schneien die forschen Bläser-Böen über die minutiösen Keyboard-Melodien, und kitschig-säuselnd oder wütend-frech, je nach Stimmungslage der Songs, kommt der Chorgesang.

Zentraler Punkt der Show ist jedoch Sänger Hucknall mit seinen leidenschaftlichen, ekstatischen Vokalkunststücken. Dem Mann steckt der Soul voll im Bauch. Hatte man nach dem grandiosen Studio-Debüt PICTURE BOOK leichte Zweifel hinsichtlich der Live-Umsetzung, so wischte „Red“ on stage sämtliche Bedenken vom Tisch. Als Sänger einfach ein Volltreffer! Keine Flauten, keine Piepser, keine halbe Lunge. Er ist ein Soul-Shouter von erstaunlichem Format. An seinem Können werden sich viele Kollegen, berühmte und aufstrebende, messen müssen.