Skunk Anansie


Draußen wirbeln die Schneeflocken durch die Kälte, drinnen im Astoria herrscht brütende Hitze. Da nämlich sind Skunk Anansie im allgemeinen, und im besonderen eine winzige junge Dame namens Skin fürs Klima zuständig. Skin manipuliert das Klima ganz so, wie’s dem Haus voller Anarcho-Punks, Crusties und punknostalgischen Männern in mittleren Jahren recht ist: Vom ersten erderschütternden Bassrumpein, vom ersten markerschütternden Skin-Heuler an gibt’s Zeppelin-Punk in genresprengender Unreinkultur. Noch nicht so lang ist’s her, da gehörten Skunk Anansie zu den vielen knalligen Bands, die jahrein jahraus durch die Londoner Clubs geisterten, ohne es je über Support-Status hinauszubringen. Dann outete die Trendpresse die Lesben-Szene als neuesten Quell der Supercoolness, und da passte Skins Hypermilitanz und ihre hemmungslose Art, mit extremen Images zu spielen, wie die Faust aufs Auge. Immerhin: Punk/Funk-Metal mit solcher Konsequenz vorgetragen ist alleweil ein mächtiger Adrenalin-Boost. Und der beginnt schon im Foyer: Da müssen sich die stöhnenden Ordner ganz schön wehren gegen die cleveren Crusties, die felsenfest behaupten, ihre handschriftlichen Fetzen stammten von der Band persönlich und stellten einen Freifahrtschein für’s ganze Haus dar. Handgemacht— von Skin, Ace (Gitarre), Cass (Bass) oder Mark (Drums) — ist vor allem die Musik, die nach endlosen US- und Eurotourneen eine wohlgeölte Groove-Metal-Maschine geworden ist, bei der keine Pore trockenbleibt. Natürlich sind all die Hits vom Debüt-Album präsent: ‚Selling Jesus‘, ‚Charity‘, ‚Toys For Boys‘, ‚Rise Up‘ — alles stimmt, die Fans moshen und crowdsurfen. Wer sich nur auf’s Musikhören beschränkt, läuft Gefahr, sich zu langweilen: Das permanente Rumpeln und Quietschen wirkt auf Dauer wie ein endloser, brachialer Polit-Slogan, und entsprechend ermüdend. Aber offensichtlich hat das auch die Band erkannt: Drei neue Nummern sind merklich melodischer, und als erste Zugabe kredenzt sie das geradezu lyrische Stück ‚100 Ways To Be A Good Girl‘ — ein Song, der andeutet, daß Skunk Anansie irgendwann noch richtig subtil werden könnten…