Sounds now!


"Menschen sollten einfach die Musik hören, die ihnen gefällt. Aber auch solche, die sie herausfordert", sagt Dirigent Ingo Metzmacher vom Deutschen Symphonie-Orchester Berlin. Was soll man dem hinzufügen?

1 Die Türen „Indie Stadt“

Die Türen haben einen Hit mitgebracht. Und in ein paar Wochen folgt das neue Album Popo.

Nachdem Die Türen aus Berlin mit „Drinnen ist wie draußen“ (ein Song voller Wahrheit: „Hier ist wie da – nur hier ist da, wo ich bin“) ihren ersten kleinen Radiohit hatten, verschwanden sie für zwei Jahre von der Bildfläche. Nun, nach Wochen und Wochen harter Arbeit im alten DDR-Rundfunkstudiokomplex in Berlin Köpenick, wo man versuchte, „geilsten Honeckerfunk, kesse Döblin-Lyrics und schweren Scherben-Blues einzufangen“, kehrt die Band zurück. Und sie tut es mit einem Monster von einem Hit. „Indie Stadt“ ist – wie es auch einige der Klassiker von Blur und Pulp waren – ein brennend leidenschaftlicher und doch bitter ironischer Song. Mehr, möchte man meinen, geht nicht. Oder etwa doch? Wir sind gespannt auf das Album.

2 Band Of Horses – „Is There A Ghost“

Aus der Platte des Monats im ME: I Außerweltliche Klänge von einer der größten kleinen amerikanischen Bands der Gegenwart.

Band Of Horses haben Gitarrist Matt Brooke ersetzen müssen, der sich „anderen Vorhaben und seiner eigenen Bond widmen“ will, und sind von Seattle nach Mt. Pleasant in South Carolina umgezogen. Sonst ist alles beim Alten: Wie auf dem großartigen Debüt Everything All The Time finden sich auf dem neuen Album Cease To Begin wunderbar entrückte, majestätische Songs, die direkt die Gefühle ansprechen. „In den Liedern stehen immer zwei widersprüchliche Kräfte in Konkurrenz zueinander: die Dunkelheit und das Licht“, sagt Sänger und Songschreiber Ben Bridwell.

3 Jens Friebe – „Das mit dem Auto ist egal, Hauptsache dir ist nichts passiert“

Das Materielle, daran lassen wir uns gerne mal wieder erinnern, ist letztendlich bedeutungslos.

Wie Band Of Horses sieht auch Jens Friebe „Musik als Ort der Transformation“ – selbst wenn in den Songs schlüssige Geschichten erzählt werden, wird man das Gefühl nicht los. dass es unter der Oberfläche eine weitere Ebene zu entdecken gilt, auf der das Gesagte (sowie das Ungesagte) eine andere Bedeutung hat. Friebes neues Album, das den großartigen Titel Das mit dem Auto ist egal, Hauptsache dir ist nichts passiert trägt, hat Berend Intelmann (früher und womöglich bald wieder Mastermind von Paula) produziert, Schlagzeug spielte Chris Imler. Fertig war das zauberhafte neue Album schon im Frühling, erscheinen wird es erst jetzt. All das“aus Gründen, deren Schilderung euch nur langweilen würde“, wie Friebe meint. Und wer sein drittes Album gehört hat, weiß, dass man ihm in solchen Fragen vertrauen kann-da langweilt er nämlich keine Sekunde.

4 Gravenhurst – „Hollow Men“

Eine Band, die viel will und noch mehr erreicht: Gravenhurst machen intellektuellen Pop, den man mit dem Intellekt nicht erfassen kann.

Fast Morrissey’sche Melodiebögen spannen sich über die Wall of Sound, die Nick Talbot aus seinen dichten und vielschichtigen Arrangements errichtet. Nicht alles auf dem neuen Album The Western Lands ergibt Sinn, doch die Songs erschließen sich intuitiv. „Wenn C. G. Jung ein Fan von Indierock gewesen wäre, dann hätte er Gravenhurst vielleicht ganz gern gehabt“, sagt Sänger und Songschreiber Talbot augenzwinkernd. Auf seinem vierten Album für Warp Records wollte der Künstler aus Bristol „die Beziehung zwischen dem Bewussten. dem Unterbewussten und der materiellen Welt, die uns umgibt“, erforschen. „The Western Lands ist eine Traumwelt, in der eine Unterführung ein Ort für ein Rendevouz oder für eine Leichen-Müllhalde sein kann“, sagt Talbot.

5 Iron&Wine – „Resurrection Fern“

Freier und verspielter: Inspiriert von dem gemeinsamen Musizieren mit Calexico, hat Sam Beatn als Musiker ein neues Kapitel aufgeschlagen.

Nach der langen Tour mit Calexico, auf der Sam Beam von Iron&Wine in Europa, den USA und in Japan Abend für Abend sowohl solo als auch gemeinsam milder Band von Joey Burns und John Convertino auf der Bühne stand, fühlte er sich inspiriert wie selten zuvor. „Die Tournee hat tatsächlich eine starke Wirkung auf mich gehabt“, sagt Beam. „Die sind so gute Musiker. Ich hatte sowieso schon daran gedacht, eine viel freiere und auch verspieltere Platte zu machen. Der Einfluss (von Calexico) hat mir da sehr geholfen. „The Shepperd’s Dog, aus dem wir „Resurrection Fern“ auf der ME-CD vorstellen, ist tatsächlich ein anspruchsvolles, tiefgründiges und dabei doch wunderbar leichtfüßiges Album geworden.

6 Paul Dimmer Band – „Größer gleich“

Für die wenigen, aber entscheidenden Momente im Leben, in denen es um alles oder nichts geht Christoph Wegner, Patrick Reuter und Jens Zulauf haben Zeit. Zeit, um nach Veröffentlichung ihres Debüt-Albums Im Kleinen Kreis vier Jahre zu warten – erst dann gab es wieder genug Geschichten, die es wert waren, erzählt zu werden. Und sie haben Zeit, diese Geschichten in gemächlichem Tempo zu erzählen. Wer sich mit ihrem neuen und außerordentlich stimmungsvollen Album Wenn alle Stricke reissen beschäftigen will, sollte sich ebenfalls Zeit nehmen. In der wunderbaren Welt der Paul Dimmer Band, in der „alles oder nichts passiert“, gehen die Uhren anders. Und Ungeduld bringt einen da nicht weiter.

7 Maritime – „Guns Of Navarone

Kein überflüssiges Wort: Hintergründiger Pop von der Band aus Milwaukee, die zu den Lieblingskapellen des Grand Hotel van Cleef gehört. Die Liebe, die man für Bands wie Maritime, The Long Winters, Nada Surf und Death Cab For Cutie empfinden kann, beginnt nicht auf den ersten Blick. Die Melodien, die so beständig mit gewohnten Mustern brechen, freunden sich langsam mit diran. Mit den Texten, die keine Phrase, kein Klischee und kein überflüssiges Wortenthalten, sollen uns keine Lügen über die Liebe erzählt werden. In dem Wissen, dass ein Künstler meist nur dann ein bisschen Wahrheit vermitteln kann, wenn erden Weg des geringsten Widerstands verlässt. schreibt Sänger und Gitarrist Davey von Bohlen mit seiner Band aus Milwaukee seit 2004 ungewöhnliche Songs, mit denen man keine Charts, sondern nur Herzen erobern kann. Das neue Album, das in Deutschland bei dem sympathischen Indielabel Grand Hotel van Cleef erscheint, heißt Heresy And The Hotel Choir.

8 Georgie James – „Cake Parade“

Ein Saddle-Creek-Neuzugang stellt sich vor.

„The sun is up, looks like the perfect day …“ Was sich zu Beginn in jeder Hinsicht wie ein sonniger Popsong anhört, entwickelt sich zu einem musikalisch wie inhaltlich anspruchsvollen Statement zur gewaltsamen Austragung politischer Konflikte. „Cake Parade“ hinterfragt die Gründe, mit denen Kriege gerechtfertigt werden, und ist einer der wenigen Protestsongs, bei dem sowohl der Protest als auch der Song weitgehend zeitlos ist. Bands werden solche Lieder schreiben, so lange es Kriege gibt- selten aber werden sie eine solche Qualität haben. Das Debüt-Album der Band aus Washington O.C. heißt Places.

9 The Fiery Furnaces – „Ex-Guru“

Unser Lieblingsgeschwisterpaar kehrt mit gewohnt verschrobenem Pop auf einem neuen Label zurück.

Wie soll man einer Band gleichgültig gegenüberstehen, die sich für ihr neues Album von „Anzeigen in Frauenmagazinen der frühen 70er-Jahre“, vorgestellten spirituellen Sitzungen und dem „Kulturteil von alternativen Lifestyle-Wochenzeitungen“ inspirieren ließ? The Fiery Furnaces. die musikalisch auf ihren Alben bisweilen innerhalb nur weniger Minuten das gesamte Spektrum zwischen The Velvet Underground und Zappa abdecken, sind eine der bemerkenswertesten Indiebands unserer Zeit. Ihr neues Album, aus dem wir „Ex-Guru“ vorstellen („I burned all my clothes with Eucalyptus Juice! Ripped out the floors and painted all the platforms puce! And I went so far as to sacrifice a second snake to Zeus!“), heißt Widow City und erscheint bei dem Chicagoer Label Thrill Jockey.

10 Dapayk & Padberg – „Doerti“

Das Model und der Produzent liefern ein überzeugendes Argument dafür, dass Weiterentwicklung im Minimal Techno nur durch Rückbesinnung möglich ist.

Nachdem in Sachen Minimalistik. Radikalität und Abstraktion alles ausprobiert, ausgelotet und ausgereizt war, was es auszuprobieren, auzuloten und auszureizen gab, musste der Minimal Techno in eine Sinnkrise geraten. Und wie so oft in den Bereichen der Kunst zu beobachten ist, die man heute „modern“ nennt, ist die Konsequenz einer solchen Entwicklung die Rückbesinnung auf die Wurzeln: Dapaykfc Padberg arbeiten auf ihrem neuen Album Black Beauty ganz bewusst mit Elementen afrikanischer Percussion, um der Elektronica die Energie und Urkraft zurückzugeben, die für die Musik, aus der sie sich entwickelt hat. so charakteristisch war.