Sounds now!


Zum großen Omaha-Special haben wir in diesem Monat einen raren Bright-Eyes-Track und eine Vorschau auf das Solo-Debüt von Orenda Fink auf der CD. Außerdem: Musik aus der Platte des Monats, ein seltener Foo-Fighters - Song, die famosen Kaiser Chiefs, The Tears und andere.

Foo Fighters – The Sign

Exklusiv im ME: Rarer Track aus den Aufnahme-Sessions für das aktuelle Album In Your Honor.

Auf die Frage, weiche seiner beiden Bands Dave Grohl mit mehr Stolz erfüllt, antwortete der ehemalige Nirvana-Schtagzeuger kürzlich wie aus der Pistole geschossen: „Foo Fighters. Weil sie mir persönlich so viel mehr bedeuten. Meine Erinnerungen an Nirvana sind alle verschwommen.“ Wie es passieren konnte, daß die Foo Fighters heute zu den populärsten Rockbands auf dem Planeten zählen, weiß Grohl selbst nicht genau: „Es ist sonderbar. Wir hatten ein gewisses Level erreicht, und dann waren wir plötzlich gigantisch groß. Ich hätte mir nie träumen lassen, daß es mal soweit kommt.“ „The Sign“ entstand bei den Sessionszum neuen Foos-Album In Your Honor, das im Unterschied zu manchen seiner Vorgänger fast nur gelungene Songs enthält.

Bright Eyes – True Blue

Zum Omaha-Special im ME: Eine brillante B-Seite von Conor Oberst.

Nachdem Conor Oberst im letzten Herbst sein Akustikset in unseren Büros mit „True Blue“ beendet hatte, zerbrachen sich die ME-Redakteure die Köpfe: „Ein Cover – das muß ein Cover gewesen sein. Aus den 40ern oder 50ern vielleicht? Oder doch aus den 60ern? Aber warum hat es keiner erkannt? Das ist leicht zu beantworten. „True Blue“ ist eine aktuelle Komposition von Conor Oberst selbst, die wie kaum eine andere das Prädikat „zeitlos“ verdient. Der moderne Klassiker wurde nur als B-Seite der „Lua“-Single veröffentlicht – ein Understatement, wie es sich nur ein Songschreibervon Obersts Format leisten kann.

Okkervil River – Black

Das Juwel des Monats: Der Durchbruch für Okkervil River ist fällig.

Daß die New York Times und der amerikanische Rolling Stone Okkervil River mit Lob überhäuft haben, blieb nicht ohne Folgen. „Wir schlafen jetzt vielleicht öfter in Hotels und seltener auf dem Boden „, sagt der bärtige Songschreiber und Sänger Will Sheff. Selbst in den USA ist die fantastische Band aus Meredith. New Hampshire weitgehend unbekannt, obwohl sie die letzten fünf Jahre fast nonstop auf Tour verbracht hat. „Vielleicht passiert jetzt endlich was“, sagt Sheff. „Wir haben genau die Platte gemacht, die wir machen wollten. Damit könnten wir es schaffen. Wer weiß.“ Mit Black Sheep Boy ist Okkervil River jedenfalls ein Album gelungen, das unter den Fans von Künstlern wie Bright Eyes. The Good Life und den Long Winters zahlreiche Freunde finden dürfte. „Wenn es nicht klappt, kann ich nicht mehr für meinen Lebensunterhalt aufkommen. Dann muß ich meine Berufswahl nochmal überdenken“, sagt Sheff. So weit sollte es nur wirklich nicht kommen.

Art Brut – My Little Brother

Rock’n’Roll-Poesie aus dem Album des Monats. Sein Bruder hat den Rock’n’Roll entdeckt – er hat aufgehört. A-Seiten zu hören. Ist er noch zu retten? Und: Does humor belang in music? Art Brut – angeführt von Eddie Argus, einem großen, jungen Mann mit panischer Angst vor Drogen – ist in jedem Fall ein bemerkenswertes Debüt gelungen: Bang Bang Rock’n’Roll klingt nach Jugend, nach Rebellion und nach Freiheit und ist – was in diesem Genre äußerst selten vorkommt – über weite Strecken textlich ähnlich interessant wie The Streets‘ a grand dont come for free.

Kaiser Chiefs – Modern Way

The sky is the limit: Den Kaiser Chiefs gehört das Jahr 2005.

Einen besseren Start kann man als Band kaum hinlegen: Ihr Debüt Employment, das in Deutschland zwar erhältlich ist, am 22.8. aber erst „offiziell“ erscheint, war drei Monate lang in den englischen Top 10 und die ersten ausverkauften Konzerte waren Ereignisse, an die sich das Publikum noch lange erinnern wird. Dämon Albarn kam in Toronto auf die Bühne, um „I Predict A Riot“ zu singen, bei Glastonbury werden sie auf der Main Stage spielen und später mit U2 in Europa sowie mit Weezer und den Foo Fighters in Amerika auf Tour gehen. Wo soll das noch hinführen?

Tom Vek – If You Want

Kuhglocken, Samples und Synthies: Kunstvoller Pop für den Indieclub.

Nachdem Tom Vek über Jahre in der Garage seiner Eltern an Songs gearbeitet hatte, mußte er für die Aufnahmen seines Debüts We Have Sound eines Tages doch ein Studio betreten. „Eingeschüchtert hat mich das nicht“, erzählt er ruhig. „Wenn ich Musik mache, falle ich in einen Zustand, in dem ich völlig von meiner Umwelt abgeschnitten bin. Dann muß ich nur wissen, wo die Gitarre steht.“ „If You Want“ war in England Single und – wie die Herren von Art Brut erzählen – in den einschlägigen Indieclubs äußerst populär.

Orenda Fink – Bloodline

Saddle Creek Records präsentiert: Das Solo-Album der anderen Hälfte von Azure Ray.

Einige Monate nach Maria Taylors 11:11 kommt nun mit Iinvisible Ones auch das von Andy LeMaster (Now It’s Overhead) produzierte Solo-Album von Orenda Fink. Da man sich laut Taylor „musikalisch in verschiedene Richtungen entwickelt hat“, hatten die beiden jungen Frauen das Bedürfnis, ohne den musikalischen Partner und außerhalb von Azure Ray Musik einzuspielen. Es war die richtige Entscheidung: Beide Solo-Alben sind selbstbewußter als die letzte Platte des Duos. Mit „Bloodline“ ist Orenda Fink zudem ein kraftvoller und intensiver Song gelungen, der – um hier einmal grundlos eine kühne These aufzustellen – auch als Madonna-Single ausgezeichnet funktionieren würde.

Editors – Camera

Elegischer Pop von süchtigmachender Melancholie.

Es mag zur Zeit zahlreiche Bands geben, die nach einem akribischen Studium des Joy-Division-Katalogs ausziehen, Interpol ihren Platz als Fürsten des düsteren Pops streitig zu machen; kaum eine aber schreibt so schlüssige Songs wie die Editors. Das Quartett aus Birmingham hat knapp zwei Jahre im Proberaum verbracht, bevor es mit dem Produzenten Jim Abbiss (Unkle, The Music, Placebo) in einer ehemaligen Kirche sein Debüt The Black Room aufgenommen hat.

„Wir haben keine Agenda – ob das gut oder schlecht ist, weiß ich nicht“, sagt Sänger Tom Smith, der wie seine Bandkollegen erst dann seinen deprimierenden „Scheißjob“ kündigte, als genug Songs für ein solides und erfolgversprechendes Debüt-Album geschrieben waren. „Wir schreiben uns nichts auf die Fahne. Uns geht es nur um die Songs.“

Death From Above 1979 – Romantic Rights

We don’t play guitars! Brachialer und tanzbarer Garagenrock aus Montreal.

„Romantic Rights“ ist die Debüt-Single von Sebastien Grainger und Jesse F. Keeler, die als Death From Above 1979 auf den Putz hauen, bis er von den Wänden bröckelt. Das kanadische Duo, dem es gelungen ist, Gitarren komplett mit Synthesizern und effektbeladenen Bässen zu ersetzen, hat mit You’re A Woman, I’m A Machine ein überaus kompromissloses Erstlingswerk abgeliefert, das einem mal eben den Verstand rauben kann.

The Tears – Southern Rain

Als hätten sich die Meister von Suede nie zerstritten: Romantische B-Seite von Butler und Anderson.

„Ich wußte immer, daß es früher oder später so kommen würde“, sagt Bernard Butler, als wäre die Reunion mit Brett Anderson nichts wirklich Außergewöhnliches gewesen. Dabei gab es kaum einen Suede-Fan, der nicht sehnsüchtig darauf gewartet hätte, daß Butler – zweifelsohne einer der innovativsten Gitarristen der 90er-Jahre wieder mit dem Sänger von Suede ins Studio geht. Here Come The tears ist nun für viele tatsächlich die erhoffte Großtat, die nahtlos an die goldenen Zeiten von Dog Man Star anschließt. Das gefühlvolle „Southern Rain“ auf der CD im ME ist eine B-Seite der Single „Refugee“ und wird außerdem als Bonustrack auf der Japan-Edition des Albumsauftauchen.