Spiritualized: Jason Pierce lässt seinen Ideen freien Lauf. Selbst wenn er dabei sein Budget kräftig überzieht.


Sein Tag beginnt nicht vor 15 Uhr. Dann quält sich Jason Pierce aus dem Bett, schlüpft in eine zerschlissene Jeans und schwarze Lederjacke und schlurft in sein Stammcafe. Dass es draußen fast 35 Grad warm und er eindeutig falsch gekleidet ist, stört den 35-jährigen Briten genauso wenig wie seine gelben Zähne oder das fettige Haar. Das gehört schließlich ebenso zum Image des Künstlers wie sein Frühstück, bestehend aus schwarzem Kaffee, Multivitaminsaft und drei Päckchen Zigaretten, die er im Minutentakt pafft.

Aber was will man denn von jemandem erwarten,der die letzten Jahre in muffigen Tonstudios verbrachte, täglich bis in die Morgenstunden feiert, sich mit Literatur, edlem Rotwein, Halluzinogenen und natürlich Musik beschäftigt? Letztere symbolisiert für Pierce Marlboro-Werbunglike Freiheit, Selbstverwirklichung und Abenteuer. „Es bedeutet, sein eigenes Leben zu führen, sich niemandem unterzuordnen.“

Ein Ansatz, den der Berufsexzentriker konsequent verfolgt, verbindet er doch orchestralen Pathos mit Ambient-Sounds und Noise-Rock zu einem gelungenen Stilmix zwischen Country, Gospel, Psychedelia, Soul und Pop. Eine mutige Kombination, die jedoch ihren Produktionspreis hat – im Fall der neuen Spiritualized-CD „Let It Come Down“ satte 800.000 Pfund. Aber Jason Pierce lässt sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen: „Das ist ja nicht mein Problem.“

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