Stiltskin


"The Venue", Edinburgh

Edinburgh entspricht an diesem Abend nur bedingt dem gängigen Klischee: kein Nebel über der Stadt, dafür aber um so mehr im „Venue“, jenem Club, in dem heute Britanniens neue Chartstürmer auf der Bühne stehen. Beißender Zigarettenqualm bei schweißtreibenden Temperaturen erfordert ein kerngesundes Konzertpublikum. Die Band trifft’s noch härter. Denn schließlich sind Stiltskin hier, um zu arbeiten. Und diesen Job erledigt der für die Show zum Sextett erweiterte Vierer mit beeindruckender Bravour. Stiltskin, die Endung des englischen Namens für Grimms „Rumpelstilzchen“, machen ihrem Namen alle Ehre: Es rumpelt dermaßen rockig, daß an der Bar die Bierkelche klirren. 14 kernige Kracher, überwiegend Material aus der Debüt-LP ‚The Mind’s Eye‘, drückt die teils aus England, teils aus Schottland stammende Band aus den Lautsprechertürmen. Und mit diesem Mix aus britischem Hardrock der seligen Siebziger, Melodie und Gitarren-Grunge aus Seattle (Gitarrist Peter Lawlor könnte glatt als Bruder von Kurt Cobain durchgehen) treffen Stiltskin voll den Nerv des munter transpirierenden Publikums beim pitschnassen Pogo vor dem Podium geht der Punk ab. Die Single-Hits Mnside“ und ‚Footsteps‘ animieren einige der rockenden Schotten sogar zum Stagediving. Am Mischpult kippt derweil ein trunkener Teenager weiblichen Geschlechts aus den Latschen. Ruhiger wird es erst, als Stiltskin sich mit ‚Dear Prudence‘ vor den Beatles verbeugen. Dann erneut kein Halten mehr beim zweiten und letzten Coversong des Abends: Genau wie die Single ‚Inside‘ markiert auch ‚Heroes‘ von David Bowie einen Höhepunkt der schweißtreibenden Show in Schottland.