Sziget Festival


Das vielfältige Programm eines der schönsten Festivals Europas verzeiht mühelos einen "minimalistischen" Auftritt des neuen englisch-indischen Superstars Panjabi MC.

„Ja“, muss sich Panjabi MC auf der Pressekonferenz rechtfertigen, „es war alles ziemlich hektisch. Hätte ich mehr Zeit gehabt, eine Show vorzubereiten, wäre ich öfter mit dem Mikro nach vorne gekommen.“ Der sympathische und schüchterne indischstämmige Brite, der seit über zehn Jahren Bhangra-Pop mit HipHop-Einschlag produziert, ist schneller berühmt geworden, als er Popstar werden konnte. So bunt das Video zu seinem Überraschungshit „Mundian To Bach Ke“ war, so konsequent farblos inszeniert er die Liveshow: Keine Musiker füllen die leeren Räume auf der gigantischen Hauptbühne, keine Sänger oder gar indische Tänzerinnen kaschieren die Minimalistik. Als ein afrobritischer Shouter ohne jegliche MC-Qualitäten die Menge mit „Budapest! Are you reeeeeaaady?“ in Stimmung bringt, bemerkt kaum jemand, dass der unauffällige dunkelhäutige Herr, der sich in der Tiefe der Bühne hinter einer Sonnenbrille und zwei Plattenspielern versteckt, der Künstler selbst ist. Dass er gegen Ende seines einstündigen DJ-Sets, das hypnotischen Bhangra mit HipHop von Busta Rhymes bis 50 Cent in Einklang bringt, nach vorne kommt, um ein paar Zeilen zu singen, ist schließlich Attraktion genug, um über die Länge von zwei Platten angekündigt zu werden. Dass die Stimmung trotz allem bestens ist, dass getanzt wird, bis die Beine müde werden, liegt in der Natur dieses Donau-Insel-Festivals, das Enttäuschungen nicht kennt. Wer von den täglich 65.000 Besuchern zur Hauptbühne wandert, kommt freiwillig, denn es gibt an den sieben Tagen zu jeder Zeit unzählige andere Attraktionen: Wer sich an was auch immer sattgesehen hat, wandert einfach weiter, zum Initiationsritus am provisorischen Shaolin-Tempel, zu einem atemberaubenden afrikanischen Zirkus oder eben zu einer der gut 20 anderen Bühnen, auf denen mal die von David Byrne geförderten Mexikaner Los De Abajo zu sehen sind, mal Frank Zappa Emlékzenekar feat. Jimmy Carl Black ohne letzteren, mal Iran Maidnem, mal Apocalyptica oder Moloko. Und wer um sechs Uhr morgens nach drei Stunden Goldie komatös aus dem Dance-Zelt stolpert, hat vielleicht noch das Glück, fünf alte Herren in Trainingsanzügen zu sehen, die neben der Weltmusik-Bühne sturztrunken ungarische Volkslieder spielen.

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