The Bangles


An der Tatsache, daß die Bangles einfach süß sind, kommt man schwer vorbei.

Tückisch könnte die Sache (für die Bangles) höchstens dann werden, wenn man unter all dem Entzücken über soviel forsche Attraktivität die musikalischen Qualitäten von Vicki, Debbie, Susannah und Michael vergessen sollte — und das wäre schlicht sträflich.

Zum Start ihrer Deutschland-Tour legten die jungen Damen aus Kalifornien nämlich einen Gig hin. der sich gewaschen hatte. Eventuelles Argwöhnen wegen des polierten Sounds ihres zweiten Albums DIFFERENT LIGHT erwies sich vom Start weg als deplaziert: Von der lupenreinen Garagenband, als die sie ja tatsächlich mal starteten, haben sich die Bangles zum soundstarken, extrem kompakten Pop-Outfit gemausert, das keine Punkte vom Sympathie-Konto einer Girl-Band abgeben muß, um die Fans auf den Beinen zu haben. Auf den Beinen waren zwar ohnehin schon eine ganze Menge, aber wer das Hamburger Publikum kennt, weiß, daß eine volle Markthalle noch keinen frenetischen Jubel garantieren muß.

Dafür sorgten die Bangles dann mit äußerst cleverer Bühnen-Präsenz, die geschickt zwischen unleugbarem Charme und musikalischer Kompetenz pendelte. Der filigrane Schliff, die doppelbödigen Feinheiten in Arrangement und Harmony-Vocals, die die Songs des zweiten Albums kennzeichnen, wurden mit Leichtigkeit und flockiger Perfektion auf die Bühne gebracht.

Susannah Hoffs, lockenköpfiger Eye-Catcher in der Bühnenmitte, war dabei keineswegs die „Front-Frau“, sondern bestenfalls Mittelstürmer im Angriff aufs Publikum, in dem sich übrigens recht vielfältige Weiblichkeit befand, deren Begeisterung nicht minder hohe Wellen schlug — über die Männer müssen wir hier wohl nicht reden.

Gegenüber den Club-Konzerten, die die Bangles vor etwa einem Jahr in Deutschland gaben, zeichnet sich nun auch live eine Tendenz zum eleganten Power-Pop ah. DIFFERENT LIGHT findet auf der Bühne seine konsequente Fortsetzung, wobei man über die gesangliche und instrumentale Perfektion staunen muß: oh Engelchöre wie weiland bei den Mamas & Papas oder schmerzlich’kesse Teen-Töne, die wechselnden Vocal-Rollen werden von allen gleichmäßig überzeugend bestritten. Vicki, die temperamentvolle Power-Frau an der Leadgitarre, spielt den aggressiven Part, die verträumte Michael zelebriert rührende Romantik, Susannah ist mehr für augenzwinkernde Cleverness — und Drummerin Debbi Peterson, Vickis Schwester, singt mit dem nötigen Rückgrat die fetzigen Sachen. Wohlgemerkt: kein Rollentheater, sondern ökonomische Aufgabenverteilung.

Auch Prince war von den Bangles wohl beeindruckt, denn sein „Manic Monday“, das er für sie schrieb, paßt ganz ausgezeichnet in ihr Sound-Konzept. Ein fröhliches Konzert, das ganz entschieden Appetit auf mehr Dates mit den Bangles machte…