The Cardigans


So oft schon fühlten sich die Cardigans mißverstanden. Und selbstverständlich war es grober Unfug, als die Band aus Südschweden nach einer ersten oberflächlichen Hörprobe und kurzem Blick auf das stilsicher verkitschte Coverdesign ihres zweiten Albums „Life“ kurzerhand ins Easy Listening-Regal geräumt wurde. Gerade mal ein bißchen achtungserfolgreich, bekam die achso niedliche Nina Persson und ihre schwiegermutterfreundlich herausgeputzten Jungs in Funk und Fernsehen kaum Gelegenheit, die Dinge richtigzustellen. Ja, sie waren niedlich. Ja, sie waren easy. Aber doch noch so viel mehr. Der unwiderstehliche Soundtrack-Hit „Lovefool“ aus dem Film „Romeo & Julia“ trug dann zwar zur Rentensicherung des Quintetts bei, jedoch ebenfalls nicht zur weiteren Aufklärung. Vielleicht mag die überraschend rockige Single „My Favourite Game“ aus dem jüngsten Werk „Gran Turismo“für etwas mehr Klarheit gesorgt haben. Womöglich überzeugt aber auch der ansonsten eher zurückhaltende Grundton dieses vergleichsweise kantigen, ziemlich großartigen Popalbums. Kurz und gut: Wer die Cardigans wirklich kennenlernen möchte, sollte sie mal live sehen und hören. Tatsächlich gehören sie zu den unterschätzten Bands, die sich einem erst mit allen Sinnen im abendfüllenden Konzerterlebnis erschließen. Dort darf man an Leib und Seele erfahren, daß die vier jungen Herren an den Instrumenten, die im Studio gerne gewitzt und easy jazzen, reizend lieborgeln und in großer Frickelarbeit perfekten Pop arrangieren, keinesfalls von künstlerischer Frühvergreisung bedroht sind. Gitarrist und Songwriter Peter Svenson findet einfache Worte: „Eigentlich sind wir Rocker!“ Nur wer bisher noch nicht das Live-Vergnügen hatte, mag dieses Bekenntnis für Koketterie halten. Nein, Peter lügt nicht!