The Music Show ’75


von Lutz Wauligmann Bugs Bunny schaute wie ein Big Brother von der riesigen Leinwand hinter der Bühne auf die Bands herunter, die neulich unter dem Slogan „Music Show „75“ durch Europa zogen. So was hatte es bislang überhaupt noch nicht gegeben. Sechs bei uns größtenteils unbekannte US-Bands auf einer Tour mit Schleuder-Eintrittspreisen und einem Reklamerummel, wie er bisher wohl noch nie für Rock-Bands veranstaltet worden war. Diese Amerikaner! Wer auch immer auf die ausgefallene Idee gekommen sein mag, das Rock-Paket mit Linie Feat, Graham Central Station, Tower of Power, Bonaroo, Montrose und den Doobie Brothers auf die Reise zu schicken, es muß entweder ein verhinderter Pfadfinder oder ein halb genialer, halb verrückter Managertyp gewesen sein, denn es war sicher kein organisatorisches Kinderspiel, 130 Music-Show-Mitarbeiter ohne allzu große Pannen über die europäische Tournee-Route zu bringen. Geplant und veranstaltet wurde das Ami-Rock-Spektakel von der US-Plattengesellschaft Warner Brothers, bei der alle sechs beteiligten Bands unter Vertrag sind. Und das hat es in diesem Ausmaß natürlich auch noch nicht gegeben, daß eine Plattenfirma bereit ist, ein Defizit von bis zu einer halben Million Dollar auf sich zu nehmen, in der Hoffnung, dieses Geld durch verstärkte Plattenumsätze in Europa wieder hereinzubekommen. Denn abgesehen von den Doobie Brothers hat sich noch keiner der sechs Acts bisher in Europa behaupten können. Große Frage bleibt also, ob sich das jetzt, nachdem die Tour gelaufen ist, ändern wird. War die „Music-Show ’75“ nichts weiter als eine großangelegte Verkaufsmasche? Vielleicht. Aber abgesehen davon hat sie es ermöglicht, uns Europäer mit einem halben Dutzend amerikanischer Bands vertraut zu machen, die wir sonst vielleicht nie zu sehen bekommen hätten. Denn obwohl wir im Jet-Zeitalter leben, bleibt es für viele amerikanische Gruppen noch immer ein oftmals unerfüllbarer Traum, in Europa aufzutreten – ganz einfach, weil der Transport von Musikern mit ihren Roadies und einer tonnenschweren Anlage immer noch Unsummen verschlingt, die sich eine US-Band unter normalen Umstanden nicht erlauben kann. Bekanntlich ist Englands Rock-Szene ja auch nicht mehr das, was sie früher mal war, da ist es dann gleich doppelt erfreulich, wenn uns eine frische musikalische Brise aus den Staaten erreicht. Angst vor der eigenen Courage? Warner Bros, machte übrigens gar kein Geheimnis daraus, daß die Doobie Brothers eine Art Lockvogel-Funktion in der Music-Show ’75 erfüllen sollten. Interessant in diesem Zusammenhang, daß dieser Job ursprünglich von Neil Young beziehungsweise Van Morrison übernommen werden sollte. Doch leider wurde man sich mit den beiden Superstars wohl nicht handelseinig. Außerdem hatte die Plattenfirma zunächst die Absicht, neun Acts auf die Euro-Reise zu schicken. Dann halte man nicht nur an zwei Abenden jeweils drei Rock-Acts, sondern an einem dritten Abend auch noch ein Soft-Rock-Konzert mit Gordon Lightfoot, Maria Muldaur und einem weiteren Interpreten erleben können. Dieser Plan wurde jedoch wieder fallengelassen, weil die Organisatoren wohl doch Angst vor ihrer eigenen Courage bekamen. Selbst amerikanische Monster-Manager kennen eben ihre eigenen Grenzen. Elton John kletterte auf die Bühne Nachdem das Music-Show-Projekt wegen terminlicher Verpflichtungen der Doobie Brothers nicht wie ursprünglich geplant schon im Oktober ’74 über die Bühnen gehen konnte, war es Ende Januar ’75 schließlich soweit. Aus dem sonnigen Kalifornien machte sich die Rock-Karawane auf den Weg, ihre Musik in Manchester. London, Frankfurt, München, Hamburg, Düsseldorf, Amsterdam, Brüssel und Paris erklingen zu lassen. Bereits in Manchester kam es zu einer ersten nicht einprogrammierten Überraschung, als kein Geringerer als Elton John auf die Bühne kletterte und die Doobies auf dem Piano begleitete. In London wurden alle sechs Gruppen zu einem offiziellen Empfang in die amerikanische Botschaft eingeladen, womit hoffentlich bewiesen ist, daß die Amerikaner es sehr wohl zu schätzen wissen, wenn ihre langhaarigen Popstars als musikalische Botschafter durch die Weltgeschichte ziehen. In Hamburg wurde es während eines Empfanges beim Bürgermeister noch einmal offiziell. Ansonsten ging es unter den Musikern sehr leger zu. Arroeante Künstlertyp«-111 suchte man in dieser Gesellschaft vergebens. Die meisten Musiker waren ohnehin schon seit langem gut miteinander befreundet, sodaß man vom ersten Moment an glauben konnte, sich in einer Großfamilie oder bei einem Zigeunerstamm zu befinden. Einen Tag vor den Konzerten in Hamburg besuchte ich die Rock-Invasions-Truppe aus den Staaten im Hamburger Intercontinental-Hotel, wo sie sich gleich auf mehreren Etagen breitgemacht hatte. Von einem ebenfalls im Hotel eingerichteten „Office“ aus koordinierte die Plattenfirma den ganzen Nachmittag lang Interview-Termine zwischen Journalisten und den verschiedenen Musikern, die, wenn sie nicht gerade Rede und Antwort standen, im „hospitality room“ saßen und sieh auf einer Quadroanlage Jimi Hendrix anhörten. Der erste Gesprächspartner auf meiner langen Liste war Larry Graham, der Boss von Graham Central Station. Larry: „Ich kann mich noch gut an das Fehmarn-Festival erinnern“ In einen prächtig glitzernden Dress hatte der gute Larry sich geworfen. Mit seiner wüsten Afro-Mähne erinnerte er auf den ersten Blick sehr stark an Billy Preston. Um irgendwie das Gespräch zu beginnen, fragte ich ihn, wie ihm denn die beiden offiziellen Empfänge in London und in Hamburg gefallen haben. „Oh Mann, das war sehr dufte“, sprudelte es gleich aus ihm heraus, „wir waren alle bestens gelaunt und irgendwie tut es einem ja ganz gut, wenn man merkt, daß man ernst genommen wird.“ Für Insider und Kenner der amerikanischen Musikszene ist Larry Graham der Funky-Bassist überhaupt. Sein Können hat er in den vielen Jahren bewiesen, in denen er zu Sly & The Family Stone gehörte (19f>6-l972). Larry: „Ich kann mich noch sehr gut an das Festival auf der Insel Fehmarn erinnern, auf dem ich 1970 zusammen mit Sly auftrat. Es war damals unser drittes Festival nach Woodstock und Jimi Hendrix war auch dabei, nicht wahr?“ 1972 war das Jahr, in dem Larrys Sololauf bahn sich abzuzeichnen begann. Er verließ Sly & The Family Stone, weil es in der Band reichlich Meinungsverschiedenheiten gab. Hinzu kam, daß Larry selber eine Menge Songs geschrieben hatte, die er nicht aufnehmen konnte, weil Sly es sich zur Angewohnheit gemacht hatte, für seine Gruppe alle Kompositionen selbst zu schreiben. Larry gründete deshalb eine Band, die sieh „Hot Chocolate“ nannte. Zunächst hatte er nur vor, diese Gruppe als Komponist und Produzent zu betreuen, doch als schließlich auch nach langem Suchen kein geeigneter Bassmann aufzutreiben war, entschloß er sich fest miteinzusteigen. Bei der Gelegenheit wurde Hot Chocolate dann in „Graham Central Station“ umbenannt. Herausragende Personen sind bei Graham Central Station außer Larry vor allem die reizende Patricia Banks, die auch auf den Spitznamen „Chocolate“ hört, singt und auf den Congas trommelt sowie der einzige weiße Musiker in der Band, der Gitarrist David Vega. Während Larry sicherlich zum hunderttausendsten Mal in wenigen Worten die Geschichte seiner Karriere erzählte, ließ er mit der Art und Weise, in der er seine Formulierungen auswählte, immer wieder durchblicken, daß er Sly & The Family Stone noch stets für ’ne prima Band hält, die bloß leider von einer gewissen Zeit an nicht mehr so geeignet für ihn war. Mit bösen Erinnerungen schlägt er sich also nicht rum, der Larry, stattdessen hat er einfach nur ein neues Kapitel in seinem Leben begonnen, seit er Hot Chocolate aus der Taufe gehoben hat. Über die Music-Show ’75 meinte er: „Die Gruppen sind alle reichlich verschieden, was Musikrichtungen angeht, das ist so wie ein gemischter Salat. Und in Hamburg, wo alle Bands an einem Tag auftreten, wird es wohl auf ein richtiges kleines Festival rauskommen.“ Little Feat: „Mick Jagger mag uns!“ Daß Larry Graham damit gar nicht so unrecht hatte, wurde mir am Tag darauf im Congress Centrum klar. Zunächst hieß es jedoch für mich, Abschied zu nehmen vom Graham Central Station-Boss, denn im „Office“ warteten bereits der Gitarrist Paul Barrere und der Bassist Kenny Gradney, die meinen Cassettenrecorder mit ein paar nützlichen Sprüchen über ihr bemerkenswertes Grüppchen Little Feat füttern sollten. – Hü Paul, pack‘ doch mal eben die Facts aus . . . Paul: Lowell (George) hat Little Feat gegründet. Davor spielte er neun Monate lang bei den „Mothers“, bevor er sich da mit Frank Zappa anlegte. Lowell will nämlich gerne immer alles zu sagen haben. Genau wie Frank. Die beiden haben sich also darauf geeinigt, daß Lowell seine eigene Band aufmacht with a little help von Frank’s Manager. Das war 1969. Lowell traf zunächst Ritchie (Hayward), der als Gitarrist zu „Fraternity of Man“ gehörte. Das war die Gruppe, von der der Song „Don’t Bogart That Joint“ aus dem Film „Easy Rider“ stammt. Die Band war gerade dabei, sich aufzulösen, weil sie keine Jobs mehr hatte. Billy (Payne), unser Pianist, hatte Frank Zappa bereits seit Jahren immer wieder Tonbänder mit Probeaufnahmen ins Haus geschickt. Frank gab Lowell diese Bänder, woraufhin Lowell Billy ancheckte. Zum Schluß schnappte Lowell sich dann noch den Mothers-Bassisten Roy Estrada. In dieser Besetzung entstand das erste Album „Little Feat“, das Lowell heute gar nicht mehr soo gut findet, wohl, weil es sich da im Grunde um reine Demos (Probeaufnahmen) handelt. (( __i… Die Songs auf der Platte finde ich persönlich auch heute noch ganz korrekt, aber „Sailing Shoes“, das zweite Little Feat-Album, war ganz ohne Zweifel um Klassen besser. Nach „Sailing Shoes“ verließ Roy Estrada die Gruppe. Das war der Zeitpunkt, an dein ich einstieg. Als neuer Bassist kam Kenny (Gradney) hinzu, der zuvor bei Delaney & Bonnie gespielt hatte. Kenny brachte von Delaney & Bonnie gleich auch noch den Congaspieler Sam Clayton mit. Wir drei haben in die Countrj -Band Little Feat einen guten Schuß Soulmusik reingebracht. Dann wurde die LP „Dixie Chicken“ iwf genommen. Ein Wahnsinns-Album. Leider wurde viel zu wenig Reklame dafür gemacht. Wenn die Scheibe so gepusht worden wäre wie unser letztes Album – oh Mann! ai— Glaubt ihr, daß Linie Feat das Zeug dazu hat, einen neuen musikalischen Trend auszulösen? Kenny: Nur wenn wir in Texas spielen. haha . . . Paul: Da sind wir nämlich sehr oft. Huh! Ob wir nen Trend auslösen können? So was geschieht heutzutage oft auf sehr seltsame Art und Weise . . . Kenny: Entweder durch Barzahlung. Scheck oder Postüberweisung . . . Paul: Haha. Nun, es ist natürlich wichtig. daß man die Presse hinter sich hat. Und vielleicht können wir es schaffen. — Würde es euch was ausmachen, wenn ihr. . . Kenny: Überhaupt nicht. Arbeit machl frei! — Wenn man also einen Trend auslösen will, muß man sich schon ne Menge einfallen lassen, nicht wahr? Paul: So wie es jetzt aussieht, haben wir eigentlich schon eine Begeisterungswelk unter den Popmusikkritikern ausgelöst Aber das hat sich bisher noch nicht auf den Plattenverkauf ausgewirkt. Die Kritiker mögen uns. Wir sind wohl so was wie ne Band für Musiker, wir lassen uns nicht auf jeden Gag ein. Wir arbeiten auch nicht mit Rauchbomben auf der Bühne wie die Doobies oder dii Stones . . . Kenny: Trotzdem mag uns Mick Jagger. Seit er uns gehört hat, erzählt er allen möglichen Leuten, daß sie sich uns mal arrhoren müssen. . . Paul: Und Elton John, der hat für uns wirklich gute Reklame gemacht. Den haben sie in einer Fernsehshow in Los Angeles neulich gefragt, auf welche Gruppe er am meisten steht. Da hat er unsere Platte aufgelegt. Am Tag darauf haben wir allein in Los Angeles fünftausend LPs verkauft. Wir können uns also wirklich nicht beklagen, auch wenn wir wahrscheinlich nicht im Glitteranzug auf der Titelseite des MUSIK EXPRESS abgebildet sind. Montrose — das schwarze Schaf? Soweit Little Peat. Sam Hagar hieß der nächste Musiker auf meiner Interview-Liste. Er ist der blondlockige Sänger der Fetzer-Gruppe Montrose, die ihren Namen von ihrem Gründer, dem Gitarristen Ronnie Montrose abbekommen hat. Ronnie hat in der Tat schon eine erstaunliche Karriere hinter sich. Die ersten Ruhmeslorbeeren erntete er in den Gruppen von Herbie Hancock und Van Morrison, bevor er in die Edgar Winter Group einstieg. Sam: Zufällig sah ich Ronnie’s letzten Auftritt mit der Edgar Winter Group im „Winterland“ in San Franzisko. Ein paar Tage später erzählte mir ein Freund, daß Ronnie ausgestiegen sei und noch einen Sänger für ne neue Band suchte. Ich trat eigentlich nur in Clubs auf und ahnte gleich, daß dies meine Chance war. Als J. Hartmann (Doobies) (o.) ich Ronnie zu Hause besuchte, setzten wir uns gleich hin und fingen an Songs zu schreiben. Das alles hat sich vor gut einem Jahr abgespielt. Zusammen mit Denny Carmassi (Drums) und Bill Church (Bass) gingen wir schließlich ins Studio und nahmen das „Montrose““-Album auf. Kurz danach tourten wir mit Status Quo erstmals durch England. Bei der Gelegenheit traten wir auch auf dem riesigen Who-Festival in Charlton auf. Zurück in den Staaten haben wir die zweite LP (Titel: Paper Money) aufgenommen. Dabei tauschten wir unseren Bassisten Bill Church gegen Alan Fitzgerald aus. Wir sind bis jetzt praktisch nonstop aufgetreten. In den Staaten unter anderem zusammen mit Humble Pie, Joe Cocker und der J. Geils Band. -Seid ihr nicht ein bißchen das „Schwarze Schaf“‚ auf dieser Music-Show „75? Sam: Vielleicht. Schließlich sind wir der einzige Hardrock-Act. Und das hat das Publikum in Frankfurt und in München ganz schön irritiert, glaube ich. Nun, auch im Hamburger Congress Centrum hatte Montrose kaum „ne Chance, das Publikum zu gewinnen, nachdem Tower of Power den Saal in ein Soul-Jazz-Feeling getaucht hatte. Vielleicht klappt es beim nächsten Europa-Besuch dann ein bißchen besser. Als eine nagelneue Formation konnte man während der Music-Show-Tour Bonaroo bewundern. Die Band ist erst wenige Die“Bröttrers“(u.) Monate alt und obwohl sie in Hamburg beispielsweise nicht viel mehr als einen gutgemeinten Höflichkeitsapplaus bekam, darf man in nächster Zeit wohl noch einiges von ihr erwarten. Ihr erstes Album, das rechtzeitig zur Music-Show bei uns erschienen ist und erst einen Monat darauf in den Staaten veröffentlicht wurde, beweist, wie vielfältig Bonaroo’s Können ist. Kein Wunder auch, denn alle fünf Musiker sind alte Westcoast-Hasen. Bonaroo-Gründer Bobby Winkelman (Gitarre) spielte zuvor in der Steve Miller Band, Bobby Lichtig zupfte früher den Bass bei Seals & Crofts, Michael Hossack drummte lange Zeit bei den Doobie Brothers (auf den ersten drei Doohie-LPs), Jerry Weems (Gitarre) mischte kurze Zeit bei der Edgar Winter Group mit und Bill Cuomo (Tasteninstrumente) spielte zusammen mit Paul Williams und Mac Davis. Vor der Music-Show ist Bonaroo erst ein einziges Mal aufgetreten. Doch jetzt im Frühjahr werden sie vor allem zusammen mit den Doobies kreuz und quer durch die USA touren — schließlich haben beide Bands denselben Manager. Als zahlenmäßig imposantestes Ensemble dieser Tournee stellte sich Tower of Power vor. Die Horn-Section dieser zehnköpfigen Soul-Band hat sich in letzter Zeit einen ganz besonderen Ruf als Studiomusiker erwerben können. Elton John beispielsweise, der ursprünglich „Chicago“ als Studiomusiker für sein „Caribou‘-Album verpflichtet hatte, griff auf die TOP-Horn-Section zurück. Außerdem wirkten die Bläser unter anderem auf den letzten LPs von Bonaroo, Graham Central Station und Little Feat mit. Der Saxophonist Emilio Castillo ist der TOP-Gründer. In Amerika hat die Band beinahe ein halbes Dutzend erfolgreicher LPs auf dem Markt. „Tower of Power“ und „Back To Oakland“, die beiden letzten davon, sind inzwischen auch bei uns erschienen. Kometenhafter Aufstieg für die Doobies Doch nun endlich zum unbestrittenen Bill-Topper der Music-Show ’75, zu den Doobie Brothers. Die Band gehört ganz sicher zu den wenigen amerikanischen Gruppen, die in kürzester Zeit auch in Europa einen kometenhaften Aufstieg verzeichnen konnten. Vor zwei Jahren sprach hierzulande jedenfalls noch kein Mensch von den Doobies. letzt traten sie erstmals live in Deutschland auf – und zwar richtig, nämlich als der Publikumsmagnet für gleich noch fünf weitere Bands. Nach nur relativ wenigen Umbesetzungen in den sechs lahren ihres Bestehens haben die Doobies in den letzten Monaten mit Jeff Baxter noch einen dritten Gitarristen erworben, der zunächst nur mitjammen wollte, inzwischen aber längst fest dazugehört. Jeff, der seit Ewigkeiten den Beinamen“.Skunk“ trägt, gehörte bis vor einem halben Jahr noch zu Steely Dan. Jeff: Die anderen Musiker von Steely Dan hatten keinen Bock mehr auf Live-Konzerte, daraufhin trennten sich unsere Wege. Erstmals wird Jeff Baxter als Doobie-Gitarrist auf dem nagelneuen Album „Stampede“ zu hören sein, das in diesen Tagen erscheinen dürfte. „Stampede“ ist inzwischen bereits das fünfte Album der Doobie Brothers. Die beiden „Köpfe“ dieser kalifornischen Band spielen beide Leadgitarre und heißen Tom Johnston und Pat Simmons. Beide sind sie bislang noch ausschließlich für all die schönen Doobie-Kompositionen verantwortlich, aber das soll sich bald ändern, wie mir Tom verriet, denn der schwarze Bassist Tiran Porter versucht sich neuerdings ebenfalls als Sonsschreiber. Jeder, der die Doobies auf dieser Tournee irgendwo zwischen Manchester. Hamburg und Paris miterlebt hat. wird mir zustimmen müssen, daß es momentan kaum eine andere amerikanische Band gibt, die einen gleichermaßen ausgeglichenen Act zu bieten hat. Die Doobies können eben alles. Sie können fetzen, sie können melodisch sein, wenn sie ihre Anlage mal nicht so laut aufdrehen wie in Hamburg und last but not least bieten sie eine Menge fürs Auge. In der zweiten Hälfte ihres Auftritts zischen Leuchtraketen durch die Gegend und schiebt sich ein dicker in buntes Scheinwerferlicht getauchter Nebelteppich über die Bühne. Die Doobies haben sich ihre mehrfachen Zugaben auch in Hamburg durch richtige Leistung verdient, und das sollte alle diejenigen versöhnlich stimmen, die immer noch skeptisch auf die Music-Show „75 zurückblicken, weil sie der Meinung sind, daß nicht eine Plattenfirma entscheiden sollte, welche amerikanischen Bands gut für Europa sind, sondern die Fans.