The Shins


Farbenfroher Indierock mit einer klaren Ansage: "Jed Hood ist tot! Es leben The Shins!"

Wer aber ist Jed Hood? „Er hat vor langer Zeit das Skateboard meiner Schwester gestohlen und immer meine Freunde verhauen“, erklärt der Sänger, brillante Songschreiber und Gitarrist James Mercer. „Das war so ein Arsch in dem Viertel in Albuquerque, in dem ich aufgewachsen bin.“ Und ob er tot ist oder nicht – das Statement, das die Startseite der offiziellen Shins-Website darkcoupon.com ziert, war ein befreiender Jubelschrei, eine öffentlich erklärte Emanzipation von einer Jugend, die wenig selbstbestimmt war. Nach Portland in Oregon ist Mercer kürzlich gezogen, um Jed Hood und den gefährlich weit verbreiteten Southern Stumpfsinn von New Mexico endgültig hinter sich zu lassen. Nur ein einziger- und doch äußerst karriere-dienlicher – Pluspunkt will ihm in den Sinn kommen, denkt er an die Zeit des Heranwachsens in der „nicht wirklich attraktiven Stadt“ Albuquerque zurück: „Größere Acts kommen oft nach New Mexico, ohne eine lokaleVorgruppe zu haben. Da stehen deine Chancen dann nicht schlecht, egal wie dilettantisch deine Band ist.“ Dabei lag es durchaus nicht an Dilettantismus, dass Mercer seine erste ernsthafte Band Flake, die tatsächlich nach wenigen Proben bereits im Vorprogramm von Cibo Matto und American Analog Set auf der Bühne gestanden hatte, Ende der 90er Jahre zugunsten von The Shins auflöste. „Flake war eine demokratische Band. Ich wußte aber, dass ich irgendwann ausprobieren wollte, wie weit ich selbst als Songschreiber kommen konnte. Als ich dann meinen 30. Geburtstag näher rücken sah, wurde das dringlicher. Und wenn man Kontrolle will, ist es besser, was Eigenes zu beginnen, ah anderen Kontrolle zu entziehen.“ Obwohl das Shins-Debüt 2001 von Kritikern gelobt wurde, hat es die Öffentlichkeit weitgehend ignoriert. Auch heute ist Elyse Sewell, die Freundin des Shins-Keyboarders Maity Crandall, in den USA um einiges berühmter als die Shins selbst, seit sie bei „America’s Next Top Model“ den dritten Platz belegte. Ihre Schönheit ist zwar blendend, jedoch auch ungleich vergänglicher als die der zehn meisterlichen Songs, die chutes too Narrow zu einem der erfreulichsten Gitarren-Pop-Alben der letzten fünf Jahre machen. Da Mercer die schwerelosen und bei näherer Betrachtung reichlich anspruchsvollen Kompositionen mit einer Raffinesse arrangiert, die die südkalifornischen Bands der 60er Jahre auszeichnete, werden seitseinem Debüt Vergleiche zu den Beach Boys gezogen. „Mich hat das damals ziemlich überrascht“, sagt er heute. „Ich hatte keine einzige Platte der Beach Boys. Aber ich hab mir vielR’n’B aus den 60er Jahren angehört, der wohl auch dieBeach Boys beeinflusst hat.“ Sollte sich herumsprechen, wie gut The Shins wirklich sind, wird Mercer seiner Schwester bald ein neues Skateboard kaufen können.