The Suqarcubes Reykjavik, Laugardalshöll


Um ihr altes Label zu retten, rauften sich Islands Indie-Superhelden noch mal für eine Nacht zusammen.

„Wellherrschaft oder Tod!“ war das Motto von Smekkleysa („Schlechter Geschmack „I, mitgegründet 1986 von den Sugarcubes als Label und Non-Profit-Organisation zur Förderung isländischer Musik; 20 Jahre später droht nun die Krise der Musikindustrie und ein Finanzloch, den letzteren Teil dieses Wahlspruchs für Smekkleysa Realität werden zu lassen.

Bis sie kürzlich von Sigur Rös überholt wurden, hielten die Sugarcubes den Titel „Islands bestverkaufende Band“, mit weltweit knapp einer Million verkauften Platten. Persönliche Differenzen und der aufkeimende Solo-Ruhm von Sängerin Björk führten 1992 nach drei Alben zur Auflösung. Der Anlass für das Konzert heute abend ist der 20. Geburtstag ihres größten Hits“.Birthday“, der Erlös geht – quasi als karitatives Geburtstagsgeschenk – an Smekkleysa. Ein Fünftel der Tickets ist an Ausflügler weggegangen, die für diese als einmalig angekündigte Reunion ins frostige Reykjavik gereist sind.

Der Auftakt ist nervös, Björk, in silbernem Kleid und schwarzen Gummistiefeln, muss die Texte ablesen. Es gibt nur wenig Augenkontakt zwischen ihr und Kreativkopf und „Sänger“ Einar Benediktsson, es wird wenig gelächelt auf der Bühne. Björks Stimme, normalerweise kraftvoll genug, um einen Öltanker zum Anhalten zu bewegen, klingt gedämpft, Einars Mikro ist merklich lauter aufgedreht. Zunächst klingen die beiden wie eine Art nordische Karaoke-B-52’s, doch langsam brodelt sich eine gute Chemie zusammen. Einars brummeliges Geschimpfe, auf Platte nervig und überflüssig, wird zum zornigen rhythmischen Hintergrund für Björks Vokalakrobatik, beide schwitzen förmlich dramatische Energie aus. Überraschenderweise klingen die Songs heute besser als vor zwei Jahrzehnten, befreit von ihrer schmalbrüs-tigen 80s-Produktion. Für eine Band, die einst verkündete: „Es geht nicht darum, was man kann, sonden darum, was man tut“, ist der Grad musikalischer Finesse erstaunlich. Drummer Siggi Baldursson leistet virtuose Arbeit. Björks Gesang ist präzise wie immer. Den Höhepunkt der Show bildet ein magisches 20-Minuten-Segment gegen Setmitte: „Walkabout . „Mama und „Regina“, drei perfekte Songs, dargeboten mit unbefangenem Spaß. Die Fans – von denen viele 1986 noch gar nicht geboren waren – singen den Text von „Motorcrash mit, eine isländische Version von „Birthday“ wird mit stiller Ehrfurcht aufgenommen. Für die Zugaben – „Fucking in Rhythm & Sorrow und „Luftguitar“ – kommen Gäste mit auf die Bühne: der Romancier Johnny Triumph singt, zwei Söhne der Band im Teenageralter spielen Gitarre. Björk, Einar und Keyboarder Magga rocken an der Luftgitarre, die Stimmung schwenkt über: Familienfete statt Shoegazing.

Wenn es wirklich eine einmalige Sache war, dann ist das schade: Es gäbe ein Publikum für eine Reunion-Tour. Ansonsten war der Abend eine tolle Erinnerung an die ganze funkensprühende Verrücktheit der glorreichen Sugarcubes. >>>www.smekkleysa.net