Throwing Muses


Wenn rohe Kräfte sinnlos walten, bröselt beinah der dickste Beton. Aus den Ritzen der Kölner ‚Kantine‘ dringt ein Sound wie Wellblech im Orkan. Um Gottes willen, nein! Sind das etwa schon die Muses? Glück gehabt. Es ist nur die Vorgruppe. Come mit Namen, wohnhaft in Amerika und unterwegs mit tonnenschwerem Dezibeldruck. Was einige Ringelpullis jedoch nicht davon abhält, wie die Enkel der seligen Beatniks im Kreis auf dem Boden zu hocken und stoisch der Dinge zu harren, die da noch kommen sollen. Und sie kommen bald. Die Musen aus Boston betreten die Bühne inmitten einer Klangcollage aus ‚University‘, dem Titelstück ihres aktuellen Albums: effektgefettete Babystimmen, verschwommene Akkorde und — dazu passend — undefinierbare Geräusche aus der Unterwasserwelt. Bis zu diesem Zeitpunkt ist die Atmosphäre aus verständlichen Gründen nicht eben euphorisch. Doch dann greift Kristin Hersh, luftig gekleidet und mit pechschwarz gefärbtem Haar, zur Gitarre. Die Stratocaster schiebt ihren Sound wie eine Wand ins Publikum. Obendrüber: Hershs klarer, prägnanter Gesang. Vollfette Riffs tragen die 27jährige Obermuse durch eine akustische Landschaft aus wundersam verschrobenen Melodien. Wie immer, versteht es die Grande Dame des Untergrunds auch an diesem Abend, ihre feinsinnige Lyrik in knappen Popsongs zu verdichten. Selbst ältere Lieder klingen in Köln erstaunlich frisch. Auch deshalb, weil Drummer David Narcizo und Bassist Bernard Georges mit schnell wechselndem Tempo für Abwechslung sorgen. Auch ohne Tanya Donelly also, die inzwischen mit Belly boomt, ein äußerst geglücktes Konzert.