Tom Mega


Nach seinem ersten Album BACKYARDS OF PLEASURE sah sich Tom Mega hier und da mit dem klischeehaften Attribut „Tom Waits des Ruhrpotts'“ konfrontiert.

Derlei Vergleiche sollte man jetzt schleunigst vergessen. Denn der Rock ’n‘ Roll-Chansonnier hat sich mit zwei weiteren Platten als konkurrenzloser Könner etabliert. Früher konzentrierte er sich in intimen Liederabenden mit dem Repertoire von Jacques Brei mehr auf sich selbst.

In seinem aktuellen Programm spiegelt sich sein souveränes Selbstverständnis ebenso wider wie seine erklärten Lieblinge Jim Morrison und Lou Reed. Van Morrison und Leonard Cohen — vier Männer, die stilvoll zu leiden verstehen. Aber auch Männer wie Robert Palmer und Bryan Fern; die Eleganz in die Popmusik brachten, hinterließen in Megas Schaffen ihre Spuren — und nicht zu vergessen extrovertierte Persönlichkeiten wie Alex Harvey oder Steve Harley.

Wenn man diese Namensliste so liest, könnte man annehmen, Megas Schaffen sei ein kunterbuntes Potpourri querbeet durch alle Stilebenen. Aber zum Glück gibt es Elemente, die den Einfluß dieser grundverschiedenen Heroen zusammenhalten: Megas Musik speist sich aus seiner bewegten Vergangenheit und aus seiner bewältigten Drogenkarriere. Denn Onkel Tom ist herumgekommen — zwischen Schalke und Nordafrika hat er sich herumgetrieben, in den Junkie-Ghettos von Tanger, im Rotlicht-Bezirk von Amsterdam, in den Bars von Paris. Er hat gezockt, gedealt, gelebt — immer am Rand der Existenz. Mega hat sich in groteske Situationen hineinmanövriert und immer wieder herausgemogelt. In all diesen Jahren hat er viele schräge und schrille Typen getroffen, und das ist sein Kapital. Seine selbst erlebten Geschichten verpackt er mit Begleitband in lebendige Sprache und in atmosphärische musikalische Episoden. Mal bluesig, mal rockend, mal mit Jazz-Elementen oder satten Jazzrock-Klängen lieferte das Quintett eine solide Basis für den Hauptdarsteller auf der Bühne, der die verschiedenen Typen

seiner Songs regelrecht beseelt wie beispielsweise den Schiffschaukelbremser in „Anything“.

Megas Auftritt, hauptsächlich geprägt vom Repertoire seines aktuellen ^Albums BOOK OF PRAYERS. lebte — im Gegensatz zu früher, als er trüberen Stimmungen nachhing und sich kopflastiger gab — von der Distanz, die Tom inzwischen zu seiner Vergangenheit gewonnen hat. So erlaubt er sich ironische Brüche und mehr Gelassenheit. Und wenn er mit übertriebener Mimik und heftigen Gesten mit seinen Geschichten spielt und sich in der Rolle des nonchalanten Zampanos gefällt, ist Mega sogar ziemlieh komisch.