Tom Petty


Mit seiner nasalen Stimme treibt er C&W-Freunden Tränen in die Augen, und wenn er sich die Rickenbacher umschnallt, fallen selbst Dylan-Fans ältester Bauart auf die tattrig werdenden Knie. Pettys Crossover-Anhängerschaft besteht inzwischen aus allen sozialen wie musikalischen Schichten. Bei seinem Heimspiel in Los Angeles stand der Yuppie mit BMW und geblondeter Zahnstocherbraut genauso für Tickets an wie die HM-Kids mit geschmackvoll zerrissenen T-Shirts. Der nicht gerade bescheidenen Preis von 21 Dollar schreckte niemanden vom Ausverkauf dreier Konzerte ab. Selbst bei Schwarzmarktpreisen zwischen 50 und 100 Dollar blieb keine Karte liegen.

Wenn Petty in El Lay auftritt, geht allerdings auch immer die Post ab. Egal ob er im Stadion oder in der Kneipe spielt – die Show wird zum Club-Gig. Seit Jahren hat die flatterhafte Showbiz-Metropole den Südstaatler Petty an die geliftete Plastikbrust genommen. Die aufgebaute Bestuhlung hätte man sich denn auch getrost sparen können, denn Tom und seine Heartbreakers blasen schon mit den ersten Akkorden die Decke von den Wänden.

Ach ja, die Heartbreakers! Kaum ist der erste Song im Jubel verklungen, erklärt Petty der anwesenden Gemeinde:

keine Sorge, take it easy, die Solo-LP sei nur eine Episode, zur Tour hätte er seine alten Kumpel einfach nicht daheim lassen können. „Yup, it’s the old band back together again.“

Petty wie früher. Nur neu. Schon allein die Bühne – das Innere eines riesigen Zeltes, dekoriert mit Stierhörnern. Totempfahl und ägyptischen Hieroglyphen. Ein ausgestopfter Grizzly-Bär darf auch nicht fehlen.

Aber selbst das symbolschwangere Bühnen-Brimborium kann nicht davon ablenken, daß Tom und seine Freunde so tight wie nie spielen. Und sie bringen das Material von Pettys Solo-LP ebenso selbstverständlich wie die alten Hits a la „Refuge“ oder „The Waiting“. Und daß die Kreischanfälle nach Oldies wie „American Girl“ genauso intensiv ausfallen wie nach „Running Down A Dream“, beweist selbst Skeptikern, daß auch eingefleischte Heartbreakers-Fanatiker Pettys Alleinversuch mit Haut und Haaren gefressen haben. Als Petty schließlich „Breakdown* anstimmt, hätte er eigentlich schon nach Hause gehen können – das Publikum übernimmt energisch den Gesangspan. Über die Jahre entwickelte sich Ex-Rebell Petty zum gewieften Showhasen. Immer wieder rückt er stimmungssteigernde Überraschungen in den zweistündigen Set. Gleich ein ganzes Bündel Coversongs von Elvis über Georgias Satelliles zu den Clash hat er etwa im Gepäck. Ein Wunschkonzert könnte nicht schöner sein.