Ton Spion


Unergründlich sind die Wege des Schicksals: Ausgerechnet jene russische Underground-Band, die in ihrer Heimat jahrelang unter Beschuß der (staatlichen) Musikkritik stand, bringt als erste Ost-Combo im Westen eine in russischer Sprache gesungene LP heraus. Ebenfalls eine Premiere feierte Produzent Brian ENO, der mit den düsteren Zvuki Mu als erster westlicher Klang-Hexer in einem Moskauer Studio arbeiten konnte. Die fünf Musiker, früher in der UDSSR-Presse als „kranke Mitbürger, ein schlimmes Infektionsrisiko“ gebrondmarkt, gelten längst als die führende Avantgarde-Truppe östlich der Oder. Entsprechend schwer zugänglich erweist sich ZVUKI MU, das West-Debüt der Schrägtöner um Sänger Peter Mamonov („Wir machen Art-Rock tausend Jahre nach Genesis“): Sprrige musikalische Wrackteile zwischen Hendrix und King Crimson unterlegen Momonovs abgedrehte Stimme, als hätte Captain Beefheart die Talking Heads im Irrenhaus zur Jam-Session gebeten.

Wenn eine Band von der Straße weg in den internationalen Musikmarkt einsteigen will, braucht sie einen guten Plan. Im Falle des jungen Berliner Quartetts war es der Plan B. Er ging auf: “ Wir sind eine Großstadtband und wollen nicht in unseren Stadtmauern versauern. Wir wollten uns der internationalen Konkurrenz stellen und nicht nur den Berliner Bären gewinnen. “ Johnny, Sänger von Plan B, darf ausnahmsweise mal den Mund derart voll nehmen. Schließlich wurde ihr Album-Debüt THE GREENHOUSE EFFECT von Pat Coller (Darling Buds, Vibraton) im Londoner Greenhouse-Studio knallhart durchproduzieri. Von dem zumeist an englische Vorbilder anbiedernden Underground-Sound, der im Moment aus Berlin zu hören ist, ist Plan 6 meilenweit entfernt. Statt dessen setzen die vier Leder-Jungs auf beinharten Street-Rock mit Ramones-Riffs, bei dem auch der Zepellin ein wenig fliegen darf. Zeus B. Held sorgte am Mischpult dafür, daß die erste Single „Beam Me Up, Scotty“ empfindlichen deutschen Öhrchen nicht zu sehr schmerzt. Itb)