Tori Amos


Philharmonie, München

Mit heftigen Drums, dröhnenden Bässen und einem Raritäten-Programm spaltete die Künstlerin ihr Publikum.

Es war ein Beginn wie in vielen anderen Städten auch: Nach einer Einspielung des von indianischen Gesängen inspirierten „Wampum Prayer“ stolzierte die Künstlerin auf hohen Absätzen herein, lächelte, verbeugte sich tief und räumte mit „A Sorta Fairytale“ sogleich die Single und langweiligste Nummer aus ihrem aktuellen Album „Scarlet’s Walk“ aus dem Weg. Als sie allerdings im Anschluss direkt ihren Bassisten Jon Evans und ihren Schlagzeuger Matt Chamberlain in eine teuflisch rhythmische, morbide swingende Version von „In The Springtime Of His Voodoo“ geleitete, die in ihrer düsteren Dramatik selbst den aufgekratztesten Fans in den ersten Reihen das Lächeln aus dem Gesicht saugte, ahnte der eine oder andere bereits, dass dies kein Favorite-Hits-Programm für Halbtags-Fans werden würde. An Nummern wie „Hey Jupiter“, „China“ und „Past The Mission“, die in ihrer harmonischen Schlichtheit emotional leicht zugänglich sind, hatte die Zeremonienmeisterin an diesem Abend kein Interesse. Tori Amos, die von Nacht zu Nacht bis zu 17 Songs in ihrer Setlist ändert, nahm sich in München als Performerin zurück, um ihre Stimme oft wie ein Instrument zu nutzen, das einem strikten Klangkonzept untergeordnet war. Ganze sieben Songs wählte sie aus „From The Choirgirl Hotel“ und „To Venus And Back“, den zwei Alben, die auf der letzten Solotour noch so gut wie keine Beachtung fanden. Beat-orientierte Kompositionen wie „Bliss“, „Hotel“ und „lieee“ bildeten den Kern einer Auswahl, die an fantastisch komplexen Arrangements so reich war wie an emotionalen Höhepunkten arm. Nicht dass es die nicht gab: So brach mitten in einer bezaubernd versponnenen Neuinterpretation von „Crucify“ unvermittelt Applaus aus, als Tori den Song bei „I’ve been looking for a saviour in these dirty streets“ plötzlich zum gewohnten Arrangement zurückführte. Ebenso ergreifend der Moment am Ende von „Tear In Your Hand“, als Tori ihre Stimme in beeindruckenden Höhen zunächst lange schweben, dann noch ein paar Töne klettern ließ, bis sie plötzlich Oktaven runterklappte, um mit einem fast vulgären Kratzen auf das Finale zuzusteuern, an dem sie sich mit einem letzten Seufzer auf die erlösende Ebene des längst wartenden Schlussakkords erhob. Auch das launig-luftige „Wednesday“ wurde mit erleichtertem Beifall quittiert, bevor Tori an ihrem deckellosen Bösendorfer drei Songs ohne Bandbegleitung vortrug: „Silent All These Years“, Depeche Modes „Enjoy The Silence“ und auf ausdrücklichen, beim Meet & Greet am Nachmittag geäußerten Wunsch eines Fans – „Boys In The Trees“, eine Carly-Simon-Komposition, die Tori bisher im Laufe ihrer Karriere weltweit weniger als ein halbes Dutzend Mal ins Programm genommen hatte. Dass die tief anrührenden, intimen Momente wie bei „1000 Oceans“ und „I Can’t See New York“ insgesamt trotzdem rar gestreut waren, muss man der Ausnahmemusikerin verzeihen. Tori Amos hatte bei dieser Tournee – wie auch bei allen Konzertreisen zuvor – eine klare Vision, die sie konsequent umsetzte. Solange sich die Amerikanerin auf der Bühne wie im Studio weigert, den Weg des geringsten Widerstands zu gehen, bleibt sie als Künstlerin nicht nur spannend, sondern auch relevant. www.thedent.com Und? Wie war’s?

Mir hat’s sehr gut gefallen ganz besonders, als sie ihren Bassisten, diesen Krawallmacher, mit dem Schlagzeuger für eine Weile rausgeschickt hat. Der Höhepunkt war „Crucify“, das ist mein All-Time-Fovorite von Tori Amos.

Andreas, 22, Student

Ich bin noch nicht lange Fan. Von der neuen Platte kam ja nicht so viel – ich kannte außer vielleicht noch „Cornflake Girl“ recht wenig. Bass und Schlagzeug waren ein bisschen laut, da hat man von ihr nicht so viel gehört. Aber es war trotzdem der Wahnsinn.

Constanze, 21, Studentin

Es war enttäuschend. Was vor allem an der Akustik lag – ich hatte einen Platz, an dem ich nur eine Klangsuppe mit zu viel Bass und Drums, ober zu wenig Tori und Klavier erleben konnte. Nie mehr ein Konzert in der Philharmonie!

Betty, 27, Designerin dieser Seite