Touch Of Evil


Die Neu-Folker Espers haben ihrer Musik böse Geister eingetrieben. Streng analog, versteht sich.

Wer die Musik von Espers aus Philadelphia kenne, mit ihrem folkigen Elfengespinst vor dräuenden Psychedelia-Dickichten, könnte überrascht sein, mit Bandkopf Greg Weeks als Gesprächspartner keinen verspulten Esoteriker vorzufinden. Sondern einen wachen Mitt-3oer, der über politisch-soziale Verschiebungen in den USA und deren ökonomische Zusammenhänge genauso gut informiert referiert wie über Musikproduktion und die Bendingtechnik seines momentanen Lieblingsgitarristen Randy California.

Als nostalgisch-eskapistische Angelegenheit für Kaftanträger will Weeks seine Musik nicht verstanden wissen. Ein Anliegen, das er den Bands der neuen US-Folkszene gemein sieht, ist die Rückbesinnung auf mehr „WerfSchätzung des Echten und Natürlichen, im Gegensatzzurtotalen Konzentration auf Fabriziertes. Von der Waren welt bis hin zu Entertainment und Politik“ Espers‘ Musik, darauf besteht er, spiegelt diesen politischen Geist. „Nicht in den Texten, aber in der Musik, in den Sounds, den Harmonien. Sie reflektiert diese Unzufriedenheit. Persönlichen Aufruhr. Vieles an unserer Musik lebt von Schönheit, prettyness. Wir haben auch kein Problem damit, richtig schmalzig zu werden. Aber wir kontrastieren das mit anderen Stimmungen und Sounds.“ Man möchte nicht in Nettigkeit erstarren. „Ein Schlüsselwort bei der Platte war .evil‘, böse“, sagt Weeks und lacht. „Wir haben uns ständig gefragt: Ist das,evil’genug? Mussda noch mehr , evil‘ rein?“ Dass das Schöne und das Böse auf espers II noch soundsatter klingen als auf dem Debüt von 2004, liegt am technischen Fortschritt in Weeks‘ Studio: 24 statt bisher acht Analog-Spuren. Digitales kommt nicht ins Haus. Der Espers-Meisterkopf und -Producer, Autodidakt an Gitarre wie Reglern, macht dabei nicht den Eindruck eines Nerds mit überdrehtem Authentizitätswahn. Er argumentiert sachlich:

„Was mich interessiert, ist Klang, das Sonische. Und da war in den/oern die Perfektion erreicht. So gut wie alles, was seitdem kam, waren marktgesteuerte Neuerungen, die nicht auf Klangqualität hin-, sondern ihr meist entgegenwirkten.“

Der logische Schritt war also, da einzuhaken, wo die Perfektion erreicht war. „Ich hob‘ viel gelesen und mit Leuten geredet, die noch mit den altenTechniken gearbeitet haben. Da geht’s um Phasenüberlagerung, Wellenlängen und so, es wird richtig wissenschaftlich. Aber das versucheich meinem OhrundGefiihlzu überlassen.“

Beide Espers-Alben sind fürwahr irisierende Meisterstücke in puneto Sounddesign, das Debüt dabei eine riskante sonische Mosaikarbeit:

„Wir nahmen mit einem Achtspurgerät auf (dem aufhahmetechnischen Äquivalent eines Handquirls; Anm.). Irgendwann waren alle Spuren voll, und wir fingen an, die Lücken auf den Spuren zufiillen.“ Eine Vierteltakt-Gitarrenpause bot Platz für ein Synth-Flangen etc. pp.; ständig lief man Gefahr, Teile der bestehenden Aufnahme zu löschen. Ein königliches Gefriemel, „und das mit einem Rädchenlaufwerk als Zeitmesser. „Da schwitzt der Engineer. Wie früher.

www.espers.org