Troy von Balthazar im Interview


Troy von Balthazar über das Ende seiner Band Chokebore, sein erstes Soloalbum, das Leben on the road , das Zubereiten von Songs und seine Freundschaft mit Tocotronic.

Vor fast drei Jahren gab

Troy von Balthazar

ganz beiläufig bekannt, seine Band Chokebore mache eine Pause, von der noch nicht abzusehen sei, wann sie endet. Bis heute hat sich daran nichts geändert, effektiv gibt es die Band Chokebore nicht mehr, auch wenn eine Rückkehr weiterhin nicht ausgeschlossen werden kann. Vorerst ist Troy von Balthazar viel in der Welt unterwegs gewesen, hat ein erstes Soloalbum aufgenommen, das

TROY VON BALTHAZAR

heißt und so intim und persönlich klingt, dass man sich fast schämen möchte, überhaupt hinzuhören. Den Herbst über war Troy einmal mehr mit Tocotronic auf Tour, wie er es über die Jahre mit Chokebore schon oft gemacht hat.

Dein Soloalbum TROY VON BALTHAZAR wurde bei vielen unterschiedlichen Gelegenheiten an vielen verschiedenen Orten aufgenommen – wie hat man sich den kreativen Prozess vorzustellen? Troy von Balthazar:

Ich lebe on the road. Ich habe eine große Tasche und meine Gitarre und wo immer ich hingehe, versuche ich, einen Song aufzunehmen. Die unterschiedlichen Orte und Leute schlagen sich in der Musik nieder. Wie in einem Schokoladenkuchen die ganzen verschiedenen guten Zutaten aufgehen – so vermischt sich alles in meinem Hirn. Und dann kommt ein fertiger Song aus dem Ofen.

Welchen Einfluss haben dabei die unterschiedlichen Plätze und Umgebungen? Troy von Balthazar:

Der Kuchen würde nach nichts schmecken ohne aromatische Abwechslung. Ich liebe es zu reisen und mir Leute anzuschauen.

Das Sound-Konzept deines Albums dekonstruiert herkömmliche Songstrukturen und Formate – darf man das LoFi nennen? Troy von Balthazar:

Ich mag den Klang alter Mikrophone, den echten Klang von Räumen und die schöne Geschmeidigkeit einer Bandaufnahme. Ich finde, das klingt besser als ein schlechtes Programm, das diese Geschmeidigkeit vorzutäuschen versucht.

Das Album scheint emotional ganz nackt dazustehen, vom Willen getrieben, sich ganz und gar verletzlich zu machen… Troy von Balthazar:

Ich habe nichts zu verlieren.

Wie sieht die Zukunft für Chokebore aus? Troy von Balthazar:

Ich spreche noch mit den Jungs. Sollte ein toller Grund auftauchen, sich wieder zusammenzutun, irgendetwas interessantes, dann machen wir vielleicht weiter. Ich denke weiterhin an sie und warte auf den richtigen Zeitpunkt. Obwohl der womöglich niemals kommt.

Du warst gerade mal wieder mit Tocotronic auf Tour – was für ein Verhältnis habt ihr? Troy von Balthazar:

Sie sind meine Freunde. Wir sind uns vor Jahren in den Bars von Hamburg begegnet. Sie sind die nettesten Menschen, die ich je getroffen habe. Ich meine wirklich nette Menschen… Das ist ungewöhnlich für mich. Sie sind mir wirklich wichtig. Wir haben fast 30 Shows zusammen gespielt, und es war jede Nacht großartig. Ich bin ein glücklicher Junge.

Michael Wopperer – 06.12.2007

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