Um ehrlich zu sein, Berlin hat keinen großen Einfluss auf meine Musik.“ Cherilyn MacNeil sagt das fast etwas bedauernd am anderen Ende der Leitung. Die Sängerin und Songwriterin aus Johannesburg gab vor knapp anderthalb Jahren ihrem Leben eine deutliche Wendung, sie lebt und arbeitet seitdem in der deutschen Hauptstadt und trägt den Bandnamen dear reader jetzt als Solokünstlerin. Steht ihr gut, Dear Reader. Was diejenigen, die sich in ihre orchestralen, weitläufigen und vielschichtigen Songs vergraben, wissen sollten: Das neue Album Idealistic Animals spielt komplett in der inneren Welt der Musikerin, die Songs handeln von Cherilyns Gedanken zu Mensch und Schöpfung, von Glaubenskonzepten und der Fremdheit dessen, was einmal Liebe war. „Der Ort, an dem ich mich befinde, spielt dabei keine große Rolle“, so Cherilyn. „Ich verbringe viel Zeit in meinem Zimmer.“ Was nicht heißen soll, dass die Stadt mit dem Bären (der in einem Song auftaucht) eines Tages musikalisch nicht auch noch wichtig werden kann.

Albumkritik S. 93