Tunde Adebimpe (36) von TV On The Radio und Brandon Boyd (35) von Incubus über Nevermind von Nirvana, 1991


Tunde Adebimpe: Das Album, das mein Leben im wahrsten Sinn des Wortes verändert hat, ist Nevermind von Nirvana. Zum 20-jährigen Jubiläum der Platte gibt es ein Reissue. Das ist das zweite Mal in meinem Leben, dass ich mich alt fühle. Damals bin ich in Pittsburgh zur Highschool gegangen und habe es gehasst. Es gab einen College-Radiosender namens WPTS. Sie spielten immer das seltsamste Zeug. Eines Tages dachte ich: Morgen gehe ich nicht zur Schule, ich gehe in den Wald, und was dann passiert, passiert eben. Dann hörte ich WPTS, und es kam etwas von der Band Courtney Love. Die Sängerin hieß Lois Maffeo. Und danach kam ein Song, der mich total aus der Wirklichkeit herausgerissen hat. Der Moderator sagte: „Das war Lois Maffeo mit, Hey! Antoinette‘, und danach die Band Nirvana mit ihrem neuen Song, Smells Like Teen Spirit‘.“ Es war das erste Mal, dass ich wirklich auf eine Platte gewartet habe. Wenn ich in den Wald gegangen und von einer Klippe gesprungen wäre, hätte ich nie diese aufregende, lebensbejahende Musik gehört, die mir klar gemacht hat: Wie schlimm es auch ist, du solltest versuchen, es zu überstehen.

Brandon Boyd: „Ich habe das Album Nevermind einen Monat nach seiner Veröffentlichung gekauft, und es hatte einen riesigen Einfluss auf mich. Einfach, weil es das erste Rockalbum war, bei dem es von Anfang bis Ende nicht einen einzigen Moment gab, in dem ich innerlich schmunzeln musste. Schließlich bin ich in den Achtzigern aufgewachsen. Und die Musik dieser Zeit war nun mal Hair Metal. Da ich in einem langweiligen Vorort von Los Angeles gewohnt habe, und es weit und breit keinen Plattenladen gab, hatte ich halt keinen Zugang zu den cooleren Sachen wie Punkrock oder diesen Hardcore-Geschichten. Aber: Nevermind habe ich von Anfang bis zum Ende geliebt. Einfach, weil es so einen starken Vibe hatte – und außerdem eine regelrechte Erleuchtung für mich war. Nach dem Motto: „Es geht doch – nämlich genau so.“ Also lief es damals bei mir auf Dauerrotation. Was wiederum dafür gesorgt hat, dass ich selbst in einer Band sein wollte, die wir dann auch kurz darauf gegründet haben. Eben als ich 15 war. Und es ist irre, dass das so lange her ist. Es macht mich irgendwie alt, oder?“ (lacht)