…und noch’n Comeback: Amon Düül II


Nun ist sie wieder zurück, Deutschlands erste und älteste Underground-Formation Amon Düül II. Und in einer Zeit, wo Deutschlands Musiker Amerika zu erobern beginnen, wollen sie, die fast acht Jahre lang um die deutsche Musikszene und ihre eigene Existenz kämpften, nicht fehlen.

Nach verwirrenden Umbesetzungen und einer Deutschlandtournee im Herbst 1973, die alle Beteiligten am liebsten vergessen würden, trennte sich die Gruppe und legte eine kreative Pause ein, um sich über ihre Zukunft Gedanken zu machen. In dieser Zeit lösten sie sich von ihrem bisherigen Produzenten Olaf Kubier (der als Gastmusiker auf ihrer neuesten LP „HIJACK“ Saxophon spielt), von ihrer alten Plattenfirma United Artists (wodurch sie auf sämtliche künftigen Einnahmen ihrer alten Platten verzichteten) und formierten sich in fast alter Besetzung neu: Renate Knaup (Gesang), Chris Karrer (Violine, Gitarre, Saxophon, Gesang), John Weinzierl (Gitarre), Falk Rogner (Synthesizer), Peter Leopold (Schlagzeug, Akustik-Gitarre) und Lothar Meid (Bass, Gitarre, Gesang). In dieser Besetzung entstand auch ihre neueste LP „HIJACK“, auf dem neuen Label NOVA bei Teldec erschienen, mit der Amon DÜÜL II ihre jetzige Einstellung zum Musikgeschäft auch musikalisch manifestiert. Ii/Ian will endgültig weg von dem hemmenden, eh nur noch als Legende hängengebliebenen Underground – Kommune – Image und der verschlüsselten Musik für Minderheiten.

MÜNCHNER MUSIKSZENE

Dieser Entwicklungs- und Erkennungsprozess ging aber nicht auf Kosten der musikalischen Originalität, eher im Gegenteil. Was die DÜÜLS auf der neuen Scheibe bieten hat Hand und Fuss von der Idee bis zur Ausführung. Vieles ist sicher dem versierten Musiker Lothar Meid zu verdanken, der seine ausgezeichnete Stimme, sein Kompositionstalent und Gespür für mitreissende Arrangements mitbrachte. Meid war übrigens schon mal Bassist der DÜÜLS, bevor er sich 1973 der inzwischen aufgelösten Band 18 KARAT GOLD anschloss. Sein damaliger Nachfolger bei AMON DÜÜL II, Robbie Heibl, spielt mittlerweile mit dem ehemaligen Rhythmusgitarristen der 18 KARAT GOLD in der neuen SAMETI-Formation von Ex-AMON DÜÜL II-Sänger Shrat. Was wieder einmal zeigt, wie verschwägert die Münchner Musikszene ist.

Das erste Echo auf die neue AMON DÜÜL II LP, die hierzulande auf durchgehend positive Kritik stösst, kommt aus Amerika, wo sich die renommierte Plattenfirma Atlantic die Rechte an dem Produkt für Übersee sicherte. Verhandlungen für die erste USA-Tournee in diesem Monat sind ebenfalls im Gange.

..Ich sehe uns jetzt, nach 7 Jahren immer noch als Pioniere und weil es so lange dauerte, wird es wohl noch viel länger dauern“, philosophierte Chris Karrer nach Auflösung der Band im Herbst 1973, die damals kaum Hoffnung sah, aus ihrem Amateurstatus und aus der nationalen Isolation herauszutreten. Nun. nach einem Jahr sieht die Sache völlig anders aus und AMON DÜÜL II hat es selbst in der Hand, ein Stück von dem grossen Kuchen abschneiden zu können. Hoffen wir, dass sie nicht wieder mittendrin steckenbleiben.