venus von milla


Bei Millas göttlicher Komödie freuen sich selbst Skeptiker Oh, die Vorurteile und Klischees:

Erfolgreiches Fotomodell macht ein paar Filme und besingt ihr erstes Album. Noch eine Pop-Scheibe, die man besser vergißt?

Liebe Güte, noch ein Fotomodell, das singen will! Ich würde wahrscheinlich auch so denken“.

gibt die 18jährige Milla Jovovich zu. „Ich hoffe aber, daß sich die Leute meine Platte erstmal anhören.“ Die US-Kritiker haben das getan und schwärmen. Dreieinhalb Sterne von möglichen vier im „Rolling Stone“, und das Fachblatt „Billboard“ schreibt vom „frischen Wind“, dem „absolut charmanten“ Song „Gentlemen Who Fell“ und hält die Karriere der Anfängerin für gesichert.

Für Milla wäre das schon die dritte. „Als Model war ich schon mit elf fahren top“, sagt sie. Davor wollte sie keiner. Erst als eine Fotografin die Kleine aus der Ukraine in eine verführerische Lolita verwandelt, knallt es. Ihr aufreizendes Titelbild in der italienischen Zeitschrift „Lei“ sorgt für Aufruhr, prüde Leute reden von Kinderporno, weil sie so – sagen wir mal – hintergründig guckt. Folge des Aufruhrs: Karriere in Hollywood. Im reifen Alter von 14 Jahren dreht sie einen Film, der ihr heute noch peinlich ist, „Die blaue Lagune, zweiter Teil“. Weitere Rollen folgen. Eine Gitarre-spielende Hippiefrau in „Dazed And Confused“ und eine von Charlies kindlichen Bräuten in „Chaplin“. „Dazed And Confused“ ist keine gute

Erfahrung. „Wir mußten improvisieren, Szenen selber schreiben. Es war harte Arbeit, und dann bin ich’ne ganze Minute zu sehen.“

Immerhin reicht die Zeit, um während der Dreharbeiten in Austin, Texas, den Song „Ruby Lane“ zu schreiben, der auf dem Album landet. Wäre es nach ihrer Plattenfirma SBK gegangen, hätte Milla bereits vor Jahren geträllert. „Den Plattenvertrag habe ich mit 15 bekommen. Aber die dachten, daß sie einfach nur ein hübsches Gesicht anheuern, das mit viel Technik verkauft werden muß.“

Milla hatte andere Ideen. Sie spielt ihre eigenen Lieder vor, die damals noch recht ungeschliffen klingen. „Sony, da hören wir keinen Hit“, ist die Reaktion der Profis. „Wir lassen dir was Nettes für MTV schreiben.“

Milla macht lieber zwei Jahre gar nichts und arbeitet an ihrem eigenen Material. „Schließlich verdiente ich als Model genug für Miete und Klamotten.“

Der Teenager genießt das Leben in einschlägigen Clubs in Los Angeles und begleitet eine ganze Reihe älterer, leicht ergrauter Herren. „Ich bereue nichts!

Ich bin weder mißbraucht noch vergewaltigt worden.“

Sie zieht nach London zurück, wo sie aufwuchs, bevor ihre Eltern mit ihr nach Kalifornien gingen, und bereitet sich auf ihre ersten Konzerte vor. Nicht einfach, die Londoner Klubszene, für ein Mädchen mit Akkustik-Gitarre und Oma-Kleidern. Das Londoner In-Zine „Time Out“ giftet: „Wenn Milla Grunge sein will, sollte sie die Cartier-Uhr abnehmen.“

Überraschung: nach der ersten Show hat sie massenhaft Fans.

Als „The Divine Comedy“ in die amerikanischen Plattenläden kommt, wird sie zuerst ignoriert. Milla gibt trotzdem unbeirrt Interviews in Kaffeehäusern in New York. Erzählt von ihrer geplanten USA-Tour. Kettenrauchend wie sich das für eine ukrainische Dichterin gehört.

Ist Fräulein Jovovich „Das können die meisten Leute eh nicht aussprechen!“ bereits im Paradies? Noch nicht ganz. „Mein Traum ist es, als Vorgruppe für die Grateful Dead zu spielen!“