Marco Wanda: Kritik an Gewaltfantasien in seinem Buch
Sebastian Król verurteilt Passagen im Buch von Marco Wanda als entwürdigend. Verlag und Management verteidigen die Gewaltfantasien als die Worte „fünf junger, überforderter Männer“.
Marco Wanda hat ein Buch über Wandas Weg zum Erfolg geschrieben – und es mit Anekdoten über Gewaltfantasien an ihrem damaligen Booker und Promoter garniert. Sebastian Król von Backseat PR, der für die Band vor zehn Jahren das Booking übernahm, sieht sich von den Buchpassagen angegriffen. In einem Instagram-Post verurteilt er die geschilderten Fantasien.
„Von heißer Glut über durch den Körper getriebene Pflocke“
In „Dass es uns überhaupt gab“ von Marco Wanda beschreibt er Folterfantasien, die seine Band in ihren Anfangsjahren gegenüber ihrem Tourverantwortlichen gehabt habe. Laut Króls Instagram-Post heißt es im Buch, dass „schon auf der Anreise eine lange Reihe an Mordfantasien gegenüber (Firma) in gesungener Form dargeboten wurde, denn wir alle machten ihren überfüllten Tourplan für unsere grenzenlose Erschöpfung verantwortlich.“
Weiter steht dort: „Es gibt Zeichnungen aus dieser Zeit mit Darstellungen von Folter bezogen auf einen Mitarbeiter von (Firma). Mein Vater hat sie gesammelt in einem Ordner aufbewahrt. Die imaginierte Folter erstreckt sich von heißer Glut über durch den Körper getriebene Pflocke und eine Vorrichtung, die man zwar nicht erkennen kann, die aber an eine mittelalterliche Streckbank erinnert.“
So reagiert Sebastian Król auf die Folterfantasien
Auf Instagram nimmt Sebastian Król auf dem Kanal von Backseat PR zu den Passagen Stellung. Król schreibt dort, es sei eindeutig, dass mit dem erwähnten Mitarbeiter seine Person gemeint sei. Er frage sich, ob er zu „befangen“ sei, um die Zeilen als „unerträglich“ zu bewerten. „Mein Anwalt formulierte es so: Die Verletzung der menschlichen Würde ist nicht von der freien Meinungsäußerung gedeckt, und zum Objekt für Mord- und Folterfantasien gemacht zu werden, ist die größtmögliche Abwertung, die ein Mensch erfahren kann.“
Nach Króls Angaben reagierten Autor, Management und Verlag beschwichtigend. Sie erklärten demnach, „es handele sich um fünf junge Männer, die überfordert gewesen seien und ihre Zerstörungswut ausgelebt hätten“. Man bedauere seinen Ärger, eine Streichung der Passagen komme jedoch nicht infrage. Die entsprechenden Stellen seien subjektive Wertungen und daher weder rechtswidrig noch untersagbar.
„Gewaltverherrlichendes Mackertum nicht unkommentiert stehenlassen“
Da ihm angeblich die rechtlichen Mittel fehlten, wolle Król seine Perspektive öffentlich teilen, schreibt er auf Instagram. „Umso wichtiger ist es mir, derart unkollegiales, gewaltverherrlichendes Mackertum nicht unkommentiert in den Bestseller-Regalen stehenzulassen.“ Er zeigt sich enttäuscht von einer Band, „für deren Erfolg ich mich aufgerieben habe und die in Interviews behauptet, sie stehe für Verbundenheit und Liebe“.
Hier geht es zu Sebastian Króls Instagram-Beitrag:
Mehr Bewusstsein für „kritische Männlichkeit“
Weiter schreibt Król, er freue sich über das zunehmende Bewusstsein in der Indie-Musikwelt für „kritische Männlichkeit“ und Machtmissbrauch. „Es gibt noch zu viele Negativbeispiele, und auch ich musste vieles erst lernen.“ Heute arbeite er mit Künstler:innen, die zu drei Vierteln Queer oder FLINTA* seien. Das stimme ihn positiv: „Es macht großen Spaß, mit Backseat ganz andere, u.a. weibliche und marginalisierte Stimmen zu supporten und aufrichtig zu versuchen, einen Beitrag zu mehr Verbundenheit und empathischem Umgang in dieser Branche zu leisten.“



