Warum wir Toblerone für die fehlenden Schoko-Zacken dankbar sein sollten


Die halbleeren Toblerone-Schachteln gelten als perfekte Metapher für alle Enttäuschungen unseres Lebens – und sind exakt das Gegenteil.

„Du kannst alles schaffen, wenn du es nur wirklich willst.“ Dieser Satz, auf dem große Teile unserer Marktwirtschaft aufgebaut sind, hat viele von uns in Kindheit und Jugend begleitet. Je nach Alter träumten wir davon, Rockstar, Schauspieler, Skateboard-Profi, Astronaut oder einfach nur sehr reich zu sein. Je nach Frustrationsschwelle denken wir sogar noch heute daran. Und – Surprise – keiner von uns konnte sich seine Träume erfüllen, obwohl wir das alles eigentlich doch wirklich einmal wollten. Irgendwann merkten wir, dass für die Schauspiel-Ausbildung etwa 30.000 Euro auf dem Konto fehlen; dass nicht einmal unsere Schulfreunde sich für unsere Musik interessieren; dass im Schwerpunkt Luft- und Raumfahrttechnik ein paar Mathe-Asse sitzen, die sich schon im dritten Semester das Stipendium von der ESA unter den Nagel reißen. Deshalb sitzen wir jetzt alle während der Arbeit vor Computern, erledigen mehr oder weniger sinnvolle Aufgaben und lesen nebenher Texte über die tiefere Bedeutung von halbleeren Schokolade-Verpackungen. Wenn nicht gerade auf unserem Smartphone die Instagram-Bildchen von denen sehen, die ihre Träume augenscheinlich verwirklichen konnten, suchen wir ununterbrochen nach Ladekabeln oder eine Wohnung, die nicht das halbe Monatsgehalt wegfrisst.

Und macht Toblerone dann? Spart sich jede zweite Zacke, um Kosten zu sparen? Waren diese Toblerone-Zacken nicht unser letzter Rettungsanker in dieser grauen, grausamen Welt? Offensichtlich nicht, denn wer bis hierhin gelesen hat, dürfte sich das Produkt schon länger nicht mehr in den Einkaufswagen gelegt haben. Die Einsparungen betreffen nur den britischen Markt. In Deutschland ist alles beim Alten; nein, eigentlich ist es noch besser. Es gibt derzeit zehn verschiedene Toblerone-Schokoladen, so viele wie nie zuvor. Alle Dinge, die vor ein paar Jahrzehnten entweder undenkbar oder unbezahlbar waren, tragen wir jetzt in unserer Hosentasche. Außerdem: So schön sind unsere Traumberufe sowieso nicht. Jeder dritte Rockstar zum Beispiel ist überlastet und/oder leidet unter Depressionen. Also auf zum Supermarkt und viel Spaß beim Naschen!