Weinstein-Skandal: Woody Allen warnt vor „Hexenjagd“


„Es sollte nicht zur Atmosphäre einer Hexenjagd führen, in der jeder Kerl, der in einem Büro einer Frau zuzwinkert, plötzlich einen Anwalt rufen muss”.

Die Enthüllungen von mutmaßlichen Opfern Harvey Weinsteins und dessen sexuellen Belästigungen reißen nicht ab, die Liste der Vorwürfe wird jeden Tag länger. Die Folgen für ihn sind fatal: Die Weinstein Company feuerte ihren Gründer, seine Frau trennte sich von ihm, etliche Weggefährten verurteilen ihn, die Justiz hat sich bereits eingeschaltet. Amazon und Disney beraten aktuell darüber, Projekte mit Weinsteins Firmen abzusagen. Regisseur Woody Allen meldete sich jetzt in einem Interview mit der BBC zu Wort. Allen äußerte seine Besorgnis über eine potentielle „Hexenjagdatmosphäre“ im Weinstein-Skandal. Es wäre „auch nicht richtig“, wenn jeder Mann in einem Büro, der einer Frau zuzwinkert, plötzlich einen Anwalt anrufen müsse.

Der umstrittene Regisseur, dem selbst während seiner Karriere Missbrauch vorgeworfen wurde, nannte Weinsteins Handlungen „traurig“ und „tragisch“. Tragisch für die „armen Frauen”, die daran beteiligt waren und traurig für Harvey, dass „sein Leben so durcheinander ist”. „Es gibt keine Gewinner darin, es ist einfach sehr, sehr traurig und tragisch für die armen Frauen, die das durchmachen mussten”.

Die Liste aller bisherigen Vorwürfe zeigt das Ausmaß des Skandals um Harvey Weinstein
Allen und Weinstein arbeiteten zusammen an mehreren Filmen, darunter „Mighty Aphrodite” und „Bullets Over Broadway”. „Niemand ist zu mir gekommen oder hat mir mit wirklicher Ernsthaftigkeit von diesen Horror-Geschichten erzählt”, sagte Allen. „Du hörst die ganze Zeit eine Million Gerüchte“, fügte er hinzu. „Und manche stellen sich als wahr heraus und einige sind eben nur Geschichten über diese Schauspielerin oder diesen Schauspieler”. Laut BBC half Weinstein Woody Allen, seine Karriere nach Bekanntwerden der Vorwürfe wieder aufzubauen.

Ronan Farrow, Allens Sohn mit Mia Farrow, recherchierte über zehn Monate hinweg und verfasste eine der ersten Geschichten über die Vorwürfe gegenüber Weinstein. Mia Farrow beschuldigte Allen ihre Adoptivtochter Dylan Farrow sexuell belästigt zu haben. Eine Untersuchung des New Yorker Department of Social Service fand keine glaubwürdigen Beweise für Missbrauch oder Belästigung, aber Ronan Farrow hält daran fest, dass seine Schwester die Wahrheit sagt. Nach seiner Trennung von Mia Farrow heiratete Allen Soon-Yi Previn, die Adoptivtochter von Farrow und ihrem ehemaligen Ehemann, Komponist André Previn.