Wertarbeit


US-Thriller mit deutscher Gründlichkeit Die Zweite Chance R.: Wolfgang Peterson; D.: Clint Eastwood, John Malkovich, Rene Russo

„Die zweite Chance* ist tatsächlich die dritte auf dem internationalen Markt für „Boot“-Regisseur Wolfgang Petersen. Und die nutzt er: Nach dem merkwürdigen ,Enemy Mine“ und dem zerfahrenen Jod im Spiegel“ gelang ihm der große Wurf ausgerechnet mit einem Polit-Thriller. Ein Genre, mit dem der ostfriesische Exilant in Los Angeles bisher wenig im Sinn hatte.

Frank Horrigan (Clint Eastwood) ist ein in die Jahre gekommener Secret Service-Haudegen. Knorrig, kantig — frustriert. Der dunkle Fleck seiner Biographe liegt 30 Jahre zurück und ist verknüpft mit einem traurigen Tag in der Geschichte der USA. Frank war einer der Bodyguards, die John F. Kennedy 1963 in Dallas schützen sollten. Daß ihm das nicht sonderlich gut gelang, macht den biestigen Frank auch 30 Jahre später noch verlegen. Und nun kündigt ihm ein gefährlicher Psychopath namens „Booth“ (John Malkovich) telefonisch an, daß er die Absicht hat, den aktuellen amerikanischen Präsidenten zu töten. Das Befremdende daran: „Booth“ kennt die Geschichte von Frank Horrigan ganz genou und fordert ihn sichtlich vergnügt zu einem morbiden Katz- und Mausspiel heraus.

Peterson inszeniert den tödlichen Wertlauf ungemein präzise, mit ausgefuchstem Gefühl für Timing und Effekt. Doch der große Erfolg des Films in den USA ist sicher nicht allein mit einer guten Regieleistung zu erklären. Vor Jahren traf Petersen auf einer Party Clint Eastwood. Zwei Männer, die sich mochten. Als Eastwood dann einen europäischen Regisseur für den Film suchte, der „sich unbelastet vom amerikanischen Trauma“ auf das Thema einlassen sollte, wählte er Wolfgang Petersen. Der Rest ging im Sauseschritt. Fast über Nacht begannen die Dreharbeiten. Inzwischen hat der Film in den Staaten weit über 100 Millionen Dollar eingespielt. Ob nun Eastwood, wie üble Gerüchteköche behaupten, im Grunde selbst Regie geführt habe und der pflegeleichte Petersen bloß die Star-Marionette war, interessiert heute niemanden mehr. Petersen wird auf jeden Fall seine nächste Chance bekommen.