Wiedersehen macht Freude Showdown der Serienhelden


Um die große Kasse der Sommer- saison prügeln sich nur alte Bekann- te, Alien holt zum dritten Hieb aus, Batman schlägt zurück, und das ist sicher nicht die letzte Runde ...

Wenn eine milhardenschwere Firma, eine Fastfood-Kette etwa, weltweit ihr neues Produkt lanciert, dann ist es natürlich nicht wirklich brandneu. Zwar sieht es ein wenig anders aus und hat wechselnde Zutaten, doch am Ende schmeckt es noch immer wie ein verdammter Hamburger. In Hollywood werden die dicksten Brötchen traditionell für die Sommersaison gebacken. Landauf, landab flüchten die Amis vor der Hitze ins Kino und sorgen für Rekordumsätze. Riskante Produkte sind da fehl am Platze. Statt dessen macht man in Bewährtem, Beliebtem und möglichst präzise Vorhersehbarem. Fortsetzungszeit. Das SequelÄüerfeuer 1992: „Alien 3“; „Batmaps Rückkehr“; „Brennpunkt L.A. 3 B i „Die Stunde der Patrioten“ (leicht verwirrend, weil der erste Teil Jagd apf .Roter Oktober hieß und zwar aiBere Hauptdarsteller, wohl aber die seffifeHaupt/ig!«- hatte). Runde 230 Millio^iSProduklionskosten hat dieses Quafett verschlungen. Und da in den Staaten alle wie die Lemminge in eben d^^ vier Filme rennen, hat sich das G4wß. der Serie wieder mal bezahlt gemacht. 0 ja. Geld ist ein enormer Faktor bei der ganzen Geschichte. Warum sonst würden erwiesenermaßen hochtalentierte Akteure wie Sigourney Weaver („Gorillas im Nebel“) oder Michelle Pfeiffer („Gefährliche Liebschaften“) in solcher RambaZamba-Unterhaltungsware mitmischen?

Frau Weaver macht kein Geheimnis daraus, daß sie ihre Gage in Höhe von 5,5 Millionen S für „Alien“ diktiert hat, und „den Film nicht gemacht hätte, wäre die Forderung abgelehnt worden.“

Hamson Ford, Star in „Die Stunde des Patrioten“, drückt sich da spaßiger aus:

„Zuletzt habe ich einige Charakterrollen in Anzügen gespielt. Nun wurde es mal wieder Zeit, Bösewichten auf die Nase zu hauen.“ Bösewichte verkloppen heißt Action, Action heißt Popularität und Popularität heißt 9 Millionen $ im Haben für Ford (der gute Alec Baldwin, Fords Vorgänger der CIA-Figur Jack Ryan in , ….. Roter Oktober“

wollte nur sieben Millionen und bekam sie trotzdem nicht, weil er nicht Fords Star-Namen hat).

Doch neben den Moneten ist der zu erwartende Erfolg von Fortsetzungen

natürlich auch ein Entscheidungsfaktor. Realistisch schätzt Danny Glover — in „Brennpunkt LA. 3“ wieder mal der ruhende Pol neben Mel Gibson — die Lage ein: „In einem Fortsetzungsknüller mitzuspielen bedeutet mir nur eines. Daß ich danach in Ruhe und ohne finanziellen Druck kleine, ernsthafte, mir ungleich wichtigere Filme drehen kann.“ Michael „Batman“ Keaton kann das nur bestätigen: „Nach einem Blockbuster wie .Batman‘ kann man sich gut zwei, drei unberechenbare Projekte erlauben. Der Kredit von Hits reicht lange, und die nächste Fortsetzung kommt bestimmt.“

Recht hat er. Fortsetzungen gehören zum Kino wie der Sonntag zur „Lindenstraße“. Darauf kann man sich verlassen. Von allen genannten Sequels (außer bei „Alien 3“) sind wieder neue Folgen geplant. Selbstverständlich werden auch Jodie Foster und Anthony Hopkins in eine zweite „Schweigen der Lämmer-Runde gehen. Und neben Dutzenden anderer Beispiele wird selbst Bullshit wie „Kuck‘ mal. wer da spricht“ einen dritten Aufguß erleben. Nur der ehrenwerte Kevin Costner weigert sich beharrlich, seine „Der mit dem Wolf tanzt“-Saga fortzusetzen, „denn ich habe ehrlich nicht die geringste Ahnung, was mit den Indianern passiert, nachdem sie hinter dem Berg verschwunden sind. „

Sequels sind nicht auszumerzen, Schauspieler verdienen gut an dem Konzept und das Publikum freut sich über alte Bekannte. Doch sollten Fortsetzungen nicht ausdrücklich für das Publikum gemacht sein? Muß es nicht oberstes Gebot der Macher sein, einem Hit einen noch besseren Hit folgen zu lassen?

Fraglos muß sich ein .Alien 3″ an seinen Vorgängern messen lassen und versagt da kläglich. Unlogisch, einfallslos, verworren, pseudo-künstlerisch schleppt sich der Film über seine zwei Stunden. Spannung wird durch mangelnde Beleuchtung wettgemacht, über die Action-Szenen wird James Cameron (.Aliens“) nur lachen können und das Schnittigste an Frau Weavers Auftritt ist diesmal wirklich ihre Glatze. Bei „Baimans Rückkehr‘ liegt der Fall ein wenig anders. Da war Teil eins schon hölzern und die Fortsetzung hält diesen Standard — läßt sich allerdings visueller Schmankerl wegen besser anschauen. Bei „Brennpunkt LA. 3“ wiederum drehte man erst gar keine Fortsetzung, sondern lieber gleich ein Remake des Vorgängers. Dieselben Figuren, die selbe Geschichte, die selben Gags.

Fieses, profitgeiles, ideenarmes Hollywood also? Schon, aber nicht nur. Denn auch ein sogenannter Kunst- und lndependent-Papst mischt munter mit beim Serien-Einerlei: David Lynch („Blue Velvet“). der seiner TV-Serie „Twin Peaks“ nun — wie originell — „Twin Peaks — Der Film“ folgen läßt. Kein Sequel, sondern ein Prequel (Aha: Vorstatt Fortsetzung). Da bebildert er die letzten paar Tage im Leben der unsäglichen Laura Palmer, mit deren Tod ja die Serie angefangen hatte. Was im Fernsehen noch bahnbrechend und hypnotisch war, ist im Kino nur absurd und einschläfernd. Zweieinhalb Stunden Selbstplagiat und Mythen-Demontage. Das ist kein filmischer Hamburger mehr, auch kein Donut ä la „Twin Peaks“. Aber ein verdammt gutes Brechmittel!