Willy DeVille wirbelt wieder


ME-Mitarbeiter Wolfgang Bauduin begrüßte das neue Jahr in Kalifornien und stieß überraschend auf die in Deutschland mit ihrer ersten LP höchst erfolgreiche New Wave-Band Mink DeVille. Hier sein kurzer Bericht: Das kalifornische Santa Monica Civic Auditorium, Silvester 1977: Nach Devo, einem neuen und reichlich bizarren Quintett, das eben deshalb demnächst von David Bowie produziert wird, schlurft die Attraktion des Abends auf die Bühne – Mink DeVille. Der Auftritt zeigt ein weiteres Mal, wieviel Energie und Feeling Willy DeVille und Kollegen drin haben; das Publikum ist jedenfalls derart begeistert, daß es sich erst im nächsten Jahr wiederfindet – 24.00 Uhr und Neujahr vergaß man völlig.

Drei Tage später sitzt die Band im Paramount Studio am Santa Monica Boulevard und traktiert leger die Instrumente: Erster Tag der Aufnahmen zum zweiten Album, manches ist noch unklar, doch dies gehört wohl auch zu den Eigenheiten der Band. Und Willy, charmant wie stets, gibt geflissentlich Auskünfte: „Nee, ’n Albumtitel ham‘ wir noch nich‘, und ,Stand By Me‘ kommt definitiv nicht drauf. Aber so’n Song von Francois Hardy!“ „Wie bitte?“ „Mmh, von Francoise Hardy!!!“ Jedenfalls hat sich die alte Mannschaft zusammengefunden: Willy, Louie Erlanger, Rüben Siquenza, T.R. Allen und Bobby Leonards; als Saxofonist kommt Steve Douglas in einigen Tagen hinzu, und produziert wird die Chose wieder von Jack Nitzsche. Die Immortais, das Gesangstrio, haben inzwischen von Capitol Records einen separaten Vertrag erhalten und mußten zudem aus Kostengründen von Willy’s Gehaltsliste gestrichen werden. Eine Europa-Tour steht im Sommer an. „Mink DeVille Over Europe?“ „Hähä“, lächelt Willy, „noch fehlen uns Flügel.“ Spricht’s, geht nach vorn und krümmt sich alsbald wieder wie die Klapperschlange vorm Mikro. Und das klang so, als wenn das Album nicht gut werden würde – eher schon fantastisch.