Wir waren 24 Stunden auf Achse


Wann bist du Hendrix erstmals begegnet? Das war Ende September 1966. Jimi war wenige Tage zuvor mit Chas Chandler, dem Ex-Bassisten der Animals, in England angekommen. Ich fuhr nach London, um mich bei Eric Burdon & The New Animals als Gitarrist zu bewerben -dochderjob war schon weg. Chas drückte mir seinen Bass in die Hand und forderte mich auf, mit Jimi zu jammen. Das klappte auf Anhieb. Er engagierte mich vom Fleck weg. Wie war dein Eindruck von Jimi? In der Öffentlichkeit wirkte er introvertiert, privat aber war er sehr offen. Er kam in London mit nichts außer einem schäbigen Anzug und einer verschrammten Fender Strat an. Mitch und ich schleppten ihn auf die Carnaby Street und die King’s Road. In Sachen Mode hat er schnell gelernt. Wie sind deine Erinnerungen an diese Ära? Damals war die Experience 24 Stunden Non-Stop auf Achse. Todmüde von nächtlichen Clubauftritten schleppten wir uns vormittags zu Fotosessions und gingen am Nachmittag ins Studio, wo wir bis zum frühen Morgen aufnahmen. Dabei entstanden zahlreiche Alternatiwersionen und spontane Jams. Wir hatten viel Spaß. Der Spaß verging spätestens Anfang 1969, als die Experience sich auflöste. Mitch und ich gerieten öfter mit Jimi aneinander, weil wir mehr Mitspracherecht forderten. Nach einem Krach während der „Electric Ladyland“-Sessions beschloss ich meine Trennung von der Experience. Ich gründete Fat Mattress und nahm zwei Alben auf. Mitch spielte immer wieder bei Jimis Bandprojekten. Doch alles, was nach der Experience kam, klang nicht sehr überzeugend. Auch Hendrix erkannte das, und rief mich vier Wochen vor seinem Tod an, um mich zu fragen, ob wir Ende des Jahres wieder im Trio zusammen spielen könnten. Da meine Band sich aufgelöst hatte, schien alles klar. Doch dann kam die Nachricht von seinem Ableben. Was machst du heute? Ich lebe seit ein paar Jahren in Irland, ganz in der Nähe von Marianne Faithfull. Seit einiger Zeit arbeite ich mit meiner neuen Band 3.05 AM.