Wo sind die schlechten Zeiten bloß geblieben?


Nirvana

Damals: Ihr’gier Album „Nevermind“ läutete eine neue Ära ein: Plötzlich verkauften trübsinnige Indierock-Bands Millionen von Alben und das beschauliche Seattle im Nordwesten der USA stand als „Grunge-Hauptstadt“ im Zentrum des Interesses der Musikwelt. Haut«: Kurt Cobains Selbstmord im Mai 1994 versetzte der Seattle-Szene einen herben Tiefschlag. Drummer Dave Crohl erfand sich später als poppig rockender Foo Fighters-Frontmann neu; Bassist Krist Novoselic engagiert sich nach einem Album mit der Formation Sweet 65 (1996) heute vor allem politisch, unter anderem für Kosovo-Flüchtlinge. Soundgarden

Damals: 1987 gegründet, zählten Soundgarden zu den Großen Drei Seattles. Ein Status, den ihr düsterpsychedelisches viertes Album, der ’94er-Megaseller „Superunknown“ festigte. Hautet Aufgerieben vom Business-Alltag lösten sich Soundgarden 1997 auf. Sänger Chris Comells Solo-Album kam 1999; Drummer Matt Cameron hat seine eigene Band Wellwater Conspiracy (drittes Album erscheint demnächst), das Projekt Hater mit Bassist Ben Sheperd und trommelt bei Pearl Jam.

Pearl Jam

Damals: Bei Gründung 1990 schon so etwas wie eine Supergroup (Gossard, Ament und McCready kamen von Underground-Bands), wurden Pearl Jam bereits mit dem Debüt „Ten“ (1991) zur Nr. 2 der Seattle-Bands. Ihr neurotisches Gebaren brachte ihnen zunächst Naserümpfen von Seiten der Szene ein. Heute: Nach dem Ende von Nirvana zu einer der größten US-Bands gewachsen, haben sich Pearl Jam mit einem kontinuierlichen Album-Output während der 90er als feste Größe konsolidiert. Nebenher gehen die Mitglieder eigenen Bandprojekten nach.

Alice In Chains

Damals: Anfangs inspiriert vom glamourösen LA.-Rock der Spät-8oer, wurden Alice In Chains mit dem Lava-Sound ihres Albums „Dirt“ (1992) zu Aushängeschildern des „Grunge“. Es folgten die E.P.s „Sap“ und „Jar Of Flies“ und das mittelerfolgreiche „Alice In Chains“ (1995), später ein Unplugged-Album. layne Staley sang beim Allstar-Projekt Mad Season. Haute: Das letztjährig erschienene Box Set „Music Bank“ mit altem Material war das letzte Lebenszeichen von Alice In Chains. Die Band ist nicht offiziell aufgelöst, aber Gitarrist Jerry Cantrell arbeitet an seinem zweiten Soloalbum und Sänger Staley kämpft schwer mit seinem Drogenproblem.

Mudhoney

Damals: Nach der Auflösung ihrer Band Green River (der auch Stone Gossard und Jeff Ament angehört hatten) formierten Mark Arm und Steve Turner Mudhoney, das Debüt „Touch Me l’m Sick“ erschien 1988. Vom Seattle-Hype blieb die Band weitgehend unberührt, ihrem wüsten Fuzzrock fehlte stets der dekorative Teenangst-Appeal. Die Band veröffentlichte beständig gute, leidlich erfolgreiche Alben. Haute: Nach ihrem letzten Album „Tomorrow Hit Today“ löste sich die Institution Mudhoney 1999 auf. Arm und Turner gründeten die Band Monkeywrench, über die Pläne von Matt Lukin und Dan Peters ist nichts bekannt.

Screaming Treet

Damals: Ebenfalls seit Ende der 80er aktiv, waren die Screaming Trees mit ihrem fünften Album, dem psychedelischen „Sweet Oblivion“ 1992 zur rechten Zeit am rechten Ort – und zogen sich dann, verunsichert vom „Grunge“-Hype, zurück. Der Nachfolger „Dust“ erschien erst 1996. Hautai Nach langer Funkstille, während derer sich Sänger Mark Lanegan Soloplatten widmete und ein Heroinproblem bekämpfte, scheinen die 1997 von ihrem Label Epic gedroppten Trees dieser Tage voller Tatendrang und suchen eine neue Plattenfirma.