X-Mal Deutschland


Als X-Mal Deutschland das letzte Mal in München spielten, lockten sie ganze 30 Zuschauer ins „Sugar Shack“. Wenn die Alabamahalle nun zu einem Viertel gefüllt war, so hat die Band ihr Publikum immerhin um ein paar hundert Prozent vergrößert.

Dennoch – der klassische Fall von den Propheten im eigenen Land: Die Hamburger führen konstant britische Independent Charts an und spielen drüben vor ständig ausverkauften Hallen. Umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, wie resistent sich Großbritannien normalerweise gegenüber Popbands vom Kontinent verhält. Ich mag X-Mal Deutschland eigentlich sehr – mit ein paar kräftigen Vorbehalten. Erster Pluspunkt und ich stelle mich der Anklage wegen Sexismus: Sie sehen einfach besser aus als jede andere deutsche Band. Die Front mit Anja Huwe (Stimme). Manuela Rickers (Gitarre) und Fiona Sangster (Keyboards) ist durchaus „glamourous“, gleichzeitig aber unterkühlt und „sophisticated“.

Im Mode-verrückten Britannien ist sowas natürlich schon die halbe ^Miete. Wir hatten nie weibliche Popsstars von solcher Elegance. Unsere ¿— von Dusty Springfield bis zu Siouxsie – sehen immer so aus, als wären sie an der Kasse des Supermarktes entdeckt worden . . .

X-Mals FETISCH-LP war in meinen Augen eine charmant-naive Absichtserklärung. Seither sind die Musiker durchaus gewachsen sollten aber noch um einiges größer werden! Das ist nun mal ein allgemeines Problem: Debüt-Alben geben oft einen flüchtigen Einblick in das, was die Band noch alles werden kann. Aber nur allzu oft liegt das Ziel dann doch weit außerhalb der Reichweite. Es werden wohl Jahre vergehen, bis X-Mat Deutschland das nächsthöhere Level erreicht haben.

Ihre Entwicklung muß wohl auch im Schneckentempo vorangehen, denn niemand in der Band kann tatsächlich spielen. Manuela Rikkers spielt zwar eine gute, rohe Karikatur einer Rockgitarre; Fiona Sangster zeigt sich einfallsreich mit ihren Keyboard-Klangmalereien, aber es ist einfach nicht genug Substanz vorhanden, um das Interesse einen ganzen Set lang zu binden. Anjas Gesang hat etwas absolut Eigenständiges – sie gleitet effektiv, um dann, irgendwo in der Nähe einer Note zu landen, die eigentlich gemeint war. Diese „Technik“ hat zwar ihren pikanten Reiz, aber…

Ein Fehler war es wohl, einen rauhen Trommler wie Peter Bellendir in eine Band zu bringen, die dringend mehr musikalische Tiefe benötigt. Ein gescheiter Manager würde die Rhythmus-Sektion mit ein paar geschliffeneren Musikern aufwerten, denn sonst werden X-Mal Deutschland in ihren eigenen Grenzen gefangen bleiben.