Zach Condon & Beirut: Musik aus 1001 Nacht


Es klingt nach Folk, es klingt nach Balkan, es klingt nach Sehnsucht. Beirut haben am 9. Juli 2016 in der Berliner Zitadelle Spandau ein schönes Konzert gespielt - wenn auch die Atmosphäre nicht ganz ideal war.

Erst streicht er sich durch das Haar, dann greift er zum Mikrofon. “Don’t know the first thing about who you are/My heart is waiting, taken from the star“, singt Zach Condon. “Na,na,na,na,na,na,na“ und er schleift mit seiner Stimme die Tonleiter hoch und runter, bis man wie von selbst zu Schunkeln anfängt. Dazu ein Off-Beat vom Keyboard, jetzt die Bläser -“No, No, No“ heißt das Stück von Beirut und mehrere Tausend Zuschauer denken vermutlich “Yes, Yes, Yes“.

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Es ist ein lauer Sommerabend in Berlin-Spandau. Die US-Amerikaner Beirut, von denen man nie so genau weiß, wie viele denn nun in der Band sind, spielen auf einer kleinen Bühne im Hof der Zitadelle. Es ist hell und warm und das Publikum setzt sich aus Familien, Pärchen, jungen Gruppen sowie Kindern zusammen. Folkloristische Töne flöten von der Bühne. Fast zwei Stunden spielen Beirut Hits wie “Santa Fe“ und “Nantes“. Lieder, die so voller Sehnsucht und Fernost klingen. Und mit minimalistischen Steigerungen in ihren Songs und einem gut ausgewählten Repertoire beeindrucken. Dazu: Ein Lichtspiel aus bunten Scheinwerfern.

Es ist zu hell, denn bei Nacht ist die Magie meist stärker

Wenn es jetzt noch dunkel wäre, würde der Zauber aus 1001 Nacht, den man schnell mit Beirut verbinden mag, vollends zur Wirkung kommen. Doch es ist noch zu hell und Kies, Zuschauer und die langen Schlangen für Bier und Klo zu sichtbar. Ob das stört? Ein wenig schon, denn die Magie ist bei Nacht meist stärker, um das musikalische Treiben Beiruts als Metapher auszudrücken. Dies unterscheidet den Auftritt der Band von beispielsweise jenem auf dem Open’er Festival in Gdynia, Polen, bei dem die amerikanische Folkband, die sich von östlicher Musik zu gern inspirieren lässt, in einem dunklen Zelt spielte.

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Condon und Band werden vom Publikum dennoch angefeuert – wenn es auch eine Weile bedarf, bis sogar der Letzte zu tanzen beginnt. Das ist ok, immerhin steigert sich die Band in ihrer Lautstärke und ihren verzwirnten Melodien selbst nur so fantastisch minimalistisch, dass das Zusammenspiel von Beirut und Publikum ganz gut zueinanderpasst.

Jendrik Schröder Musikexpress
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