Zeit der Zärtlichkeit


Das amerikanische „Time“-Magazin erklärte „Zeit der Zärtlichkeit“ (Originaltitel: „Terms of Endearment“) im November 1983 schlicht zum „besten Film des Jahres“. Noch im Februar 1984 führte der Film die Hitliste der kassenträchtigsten US-Lichtspiele an. Produzent, Drehbuchautor und Regisseur James L. Brooks, der bisher fürs Fernsehen tätig war, landete mit seinem Debüt einen satten Erfolg.

Über einen Zeitraum von 30 Jahren zeigt „Zeit der Zärtlichkeit“ erst komische und dann zunehmend ernste Szenen aus dem Familienleben von Aurora Greenway (Shirley MacLaine) und ihrer Tochter Emma (Debra Winger). Aurora, Schrekkens-Bild einer typischen amerikanischen Hausfrau, die die grellsten Kleider und schlimmsten Perücken trägt, um ihre Angst vor dem Altern zu kaschieren, terrorisiert ihre Tochter mit ihrer unerträglichen Rechthaberei, Emma entzieht sich dem durch die Heirat mit einem Mann, von dem sie mit Sicherheit weiß, daß ihre Mutter ihn nicht leiden kann. Schließlich zieht sie aus ihrer texanischen Heimatstadt weg. Aurora setzt den Terror übers Telefon fort.

Doch im letzten Drittel des Films vollziehen sich Wandlungen. Dazu trägt u.a. Auroras Nachbar bei, ein heruntergekommener Ex-Astronaut, dem es doch gelingt, Auroras Verklemmung aufzulockern. Und als Tochter Emma schließlich an Krebs erkrankt, finden die beiden Frauen wieder zusammen.

Man könnte das auch anders sagen, etwa so, wie es die Münchner Filmkritikerin Ponkie anläßlich der deutschen Uraufführung tat: „Zuerst ist Mammi eine skurrile, puritanische Schreckschraube – eine Horror-Amerikanerin in der Weibchenmaskerade der Blümchenhüte und Rüschenfummel. Dann heiratet ihre Tochter einen Dutzend-Akademiker, kriegt drei Kinder und Krebs. Die Nervensägen-Mammi wird daraufhin ein Mensch – nicht zuletzt dank Jack Nicholson, der als liederlicher Nachbar (Astronaut a. D. und Weibervenascher) Mammis sexuelles Verklemmungsschloß knackt und feisthängebäuchig die erotisch zähnebleckende Nicholson-Paradenummer abzieht.“ Sehenswert ist „Zeit der Zärtlichkeit“ aber nicht zuletzt durch die großartigen Leistungen von Shirley MacLaine, die sich: erneut als Vollblut-Komikerin erweist, von Debra Winger, die man aus „Urban Cowboy“ und „Ein Offizier und Gentleman“ kennt, und auch von Jack Nicholson, der hier sein Macho-Image genüßlich durch den Kakao zieht. Es darf gelacht und geweint werden.

Kinostart: 23. März