Zu Besuch bei Jim Capaldi


"'Whale Meat Agaln' ist für mich das Album des Jahres," gesteht Jim Capaldi schmunzelnd. Wer will es ihm auch verdenken, schliesslich bringt man nicht alle Tage ein Soio-Album heraus, besonders, wenn man 'Hauptberuflich' zu einer so sympathischen Band wie Traffic gehört. Vor nem Jahr sorgte Jim schon einmal für einiges Aufsehen in der englischen Rock-Welt, als er seine Watergate-Single Tricky Dicky Rides Again' veröffentlichte. 'Whale Meat Again' hat ebenfalls einen halbwegs politischen Hintergrund, denn der Naturbursche Capaldi möchte mit diesem Titel auf das sinnlose Töten von Walen hinweisen. MUSIK EX-PRESS besuchte den Traffic-Trommler in seinem Landhaus in der Nähe von London. Dem bescheiden wirkenden Jim gefiel es nicht gleich auf Anhieb, uns durch sein Traumhaus zu führen. Er wollte wohl vermeiden, dass bei den ME-Lesern der Eindruck entsteht, er habe nichts anderes zu tun als mit seinem Besitztum zu protzen. Doch dann liess er sich doch breitschlagen und erlaubte unserem Fotografen ein paar 'Schüsse' in seinen Gemächern zu machen. Da gab es keinene goldenen Türklinken oder ähnliches zu bestaunen, stattdessen aber geschmackvoll eingerichtete Räume mit Gegenständen aus aller Herren Länder.

Jim Capaldi: „Mein ganz spezielles Hobby.. .“

An verschiedenen Stellen in seinem altenglischen Landhaus hat Jim Wände herausbrechen und diese durch mittelalterliche Mauerreste, Kirchenfenster etc. ersetzen lassen. Über einem riesigen Herdfeuer in der Diele hängt eine kleine Sammlung von Schwertern und Degen, in kleineren Fensternischen stehen fernöstliche Statuen, auf dem Fussboden sitzen maskierte Plüsch-Teddybaren, in einer Ecke hat ein verschörkeltes Harmonium sei nen Platz gefunden Die Aufzählung verrückter oder origineller Gegenstände könnten endlos weitergehen. Jim: „Tja, das ist mein ganz spezielles Hobby, ich bin nun mal viel auf Reisen, und da entdecke ich oft dufte Sachen, die ich dann irgendwo hier in meinem Haus unterbringe. Ausserdem kommt man nicht gerade auf die schlechtesten Gedanken, wenn man von Dingen umgeben ist, die aus den verschiedensten Kulturen stammen.“

Neues Traffic-Album

Die Besichtigungs-Tour durch Jim Capaldi’s Haus führte uns natürlich auch in die Küche und ins Wohnzimmer, wo unser Fotograf seine Linse auf einen grossen alten Spiegel richtete und so eine ebenfalls recht mittelalterliche Wand ins Bild bekam. Schliesslich posierte Jim noch vor einem steinernen Torbogen, der in ein weiteres Herdfeuer umfunktioniert worden war. Dann begab er sich mit ME-Redakteur Lutz Wauligmann auf die grüne Rasenfläche vor dem Haus, um dort bei strahlendem Sommerwetter über Musik und Mohammed Ali zu plaudern:

Jim, Du hast dir sicher was dabei gedacht, dass Du ausgerechnet an dem Tag, an dem die Presse dich besucht, mit einem Mohammed Ali T-Shirt herumläufst …

Jim: Kann schon sein. Ich bewundere diesen Klasse-Boxer einfach als Menschen. Er ist ein dufter Typ, verstehst Du, einfach nur so.

Du bist kein Boxer, aber dafür hast Du jetzt gerade deiner Solo-LP deine Fähigkeiten als Komponist und auch als Sänger unter Beweis gestellt. Meinst Du, dass Du bei Traffic nicht genug Möglichkeiten hast, deine musikalischen Ideen zu verwirklichen?

Jim: Oh, nichts gegen Traffic. Wir haben mit der Gruppe in letzter Zeit an ‚When The Eagle Flies‘, unserem neuen Album, gearbeitet. Da ich jedoch selbst jede Menge Songs schreibe, mache ich eben hin und wieder Solo-Auf nahmen.

Warum singt nur Stevie Wiwood auf der neuen Traffic-LP?

Jim: Stevie hat eben ’ne Wahnsinnsstimme, die ausserdem natürlich sowas wie ein Traffic-Markenzeichen ist.

Dankeschön Jim, für deine Gastfreundschaft. Wir sehen uns auf der nächsten Traffic-Deutschland-Tour. Und – Ehrenwort – die Leute vom MU-SIK EXPRESS-Team haben noch nie einen Wal erschossen.