Zum Teufel mit Engelszungen


Elbow: Zehn Jahre. Zehn Jahre haben Elbow geackert, bis das Debüt Asleep In The Back endlich im Kasten war. So gesehen lief die Arbeit am mit Spannung erwarteten Nachfolger Cast Of Thousands fast wie in Zeitraffer ab. „Wir standen unter enormem Druck“, gibt Frontmann Guy Garvey zu, „unter einem Druck, den wir uns auch selbst gemacht haben. Das zweite Album ist ja immer das schwerste. Deshalb haben wir uns ausgeklinkt und uns für die Aufnahmen drei Wochen auf ein abgelegenes Landhaus auf der noch abgelegeneren Isle Of Mult zurückgezogen“. Mit den harmonischen Skizzen, die dort draußen im Grünen entworfen wurden, ging’s anschließend ins Studio nach Brixton, wo kein Geringerer als der umtriebige Blur-Produzent Ben Hillier Hand anlegte: „Es war erstaunlich, was er aus unseren Ideen gemacht hat“, staunt Garvey. Kein Wunder: Gospelchoräle oder ein direkt an den Kehlkopf angeschlossenes Mikrofon gehören nicht gerade zu den üblichen Produktionsbedingungen. Und prominente Gäste von den Doves bis zu Alfie machen dem Albumtitel alle Ehre. „Es war unsere Wunschplatte“, sagt Garvey, „nach dem Motto: Was würden wir machen, wenn wir’s uns leisten können?“ Dick auftragen also, was sonst? Schön indes, dass man dem Album seine Opulenz nicht wirklich anhört, dass eine gewisse Gelassenheit regiert. Garvey lacht: „Tja, wir sind eben alle ein bisschen älter geworden, die meisten von uns haben inzwischen Familien gegründet. Grund genug, einen anderen Blick auf die Welt zu werfen“. Und der ist glücklicherweise noch alles andere als familienväterlich – „Ribcage“ etwa erzählt davon, wie sich jemand buchstäblich zerreißt, um mehr Sonnenlicht in sein Herz zu lassen. Ein schönes Konzept, zu dem Elbow hier gefunden haben: Musik für gut gelaunte Engel und Texte für das Poesiealbum des Teufels. Und umgekehrt, versteht sich.

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