Zurück aus der Gruft


„Ich bin nie richtig mit dieser seltsamen Sequenzertechnik zurechtgekommen. Die Seele des Rock’n’Roll kannst du mit Drumcomputem nicht herzaubern.“

Roger Chapman ist in alter Shouter-Frische wieder zu seinen Wurzeln als solider Rocker zurückgekehrt und liegt damit voll im Handwerks-Trend. Nach dem mißlungenen Ausflug ins Techno-Land von Bolland und Bolland vor zwei Jahren zeigt Alt-Röhre Chappo auf WALKING THE CAT nun allen Bytes dieser Weh die erdigen R&B-Zähne. Mit einer stattlichen Musikerriege ohne Netz und doppelten Boden live eingespielt und der unverwechselbar knorzigen Stimme Chapmanns ein knackig-frisches Stück Rock-Gewoh. Aus dem Bauch kommt da natürlich auch seine Antwort auf die Frage, woher er als 47jähriger noch diese Kraft hervorzaubert: „Ich kann das nicht erklären, aber ich habe wohl so was wie ein natürliches Gefühl für Rock’n’Roll. Ich spüre es, egal wo ich bin und was ich tue. “ (mw)

Nach etlichen Zweier-Kisten mit gerade mal volljährigen Mädchen hat Prince Roger Nelson, derzeit in eigener Sache eher auf Sparflamme, jetzt sein Herz für die reiferen Damen entdeckt. Erholte Mavis Staples, die zusammen mit Vater Pops und ihren beiden Schwestern in den frühen 70ern für Soul-Klassiker wie „Respect Yourserlf“ und „I’ll Take You There“ gesorgt hatte, aus der langjährigen Versenkung. Er nahm die Gospel-Sängerin mit der ungebrochen starken heiseren Stimme unter Vertrag, schrieb ihr die Songs auf den Leib und schickte sie in das Minneapolis-Studio, um ihr Paisley-Park-Debüt TIME WAITS FOR NOONE aufzunehmen. Der Titel ist nicht Programm, denn Mavis Staples mußte lange warten, bis Prince an ihrer Seite auftaute: „Bei unseren ersten Treffen war er so schüchtern, daß ich kein vernünftiges Wort aus ihm herausbekam. Zum Schluß schrieb ich ihm sogar Briefe über mein Liebesleben, um ihm Ideen für die Songs zu geben.“ (jeb)