Die Sterne

In Echt

Indie Pop: Waren eigentlich immer schon da und sind heute noch hier: Die Sterne wie wunderbar.

Man kann nicht behaupten, daß es Die Sterne immer leicht hatten. Mitte der 90er Jahre war’s, als sie im Rahmen der Kölner PopKomm auftraten. Und von Heinz Rudolf Kunze. Conferencier und Hauptact [!] des Abends, wie folgt angekündigt wurden: „Deutschlands beste Beatband“. Bis heute ist nicht überliefert, wie sehr sich Frank Spilker dafür geschämt hat. Sicher ist: Er ließ sich nichts anmerken, schnallte sich die Gitarre vor den schlaksigen Leib und legte los. Binnenreimte wie verrückt. Schüttelte am laufenden Songband Alltagsweisheiten aus den Ärmeln. Hatte schon 1994 mit den Sternen eine Band im Rücken, die groovte wie nix Gutes. Und außerdem Soul. Funk und – ja doch, HRK! – auch Beat auf der Rechnung hatte. In Echt heißt das Album, mit dem Die Sterne groß rauskamen, und es besticht, neu gemastert und mit vier zusätzlichen Liedern ausgestattet (u.a. das fabelhafte „Swinging Safari“ vom Posen-Album) auch elf Jahre nach der Erstveröffentlichung mit kundiger Nörgelei, einem klugen Nichteinverstandensein mit den bestehenden Verhältnissen. Das Drama eines sozialen Aufstiegs, der „Universal Tellerwäscher“: großartig. Die freundliche Erinnerung an eine regelmäßige Nahrungsaufnahme. „Du darfst nicht vergessen zu essen : immens wichtig. Die Erkenntnis, die der „Vorabendprogrammredakteur“ in sich birgt: immer noch richtig. Fernsehen macht einsam; ganz gleich, ob , man’s selber macht oder vor der Glotze hockt. Der Re-Release von In Echt, der bedeutet: die Erinnerung an eine große Zeit, die uns zurück nach vorne treibt. Und: Sämtliche Zustände, so schrecklich sie auch waren respektive noch immer daherkommen, sind tanzbar. Helmut Kohls Geschlechtsumwandlung ist spätestens am 18. September, 18.00 Uhr, abgeschlossen. Er heißt jetzt Angela, trägt Hosenanzüge mit Hochwasser, sein Friseur ist schwul und offizieller Mitarbeiter bei der schrecklichen Plapperrunde „Christiansen“. In echt.

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