Keane :: Under The Iron Sea Island/Universal

Als sie im Mai 2004 ihr Debüt „hopes and fears“ vorlegten, wurden sie müde belächelt. Drei brave Burschen, die nur mit Piano, Schlagzeug und Gesang operierten – weil ihnen der Gitarrist weggelaufen war – und sie keinen neuen fanden, der mit ihnen spielen wollte. Mittlerweile gibt es Tausende von Saitenquälern, die alles tun würden, um den Job zu bekommen. Doch jetzt wollen Keane nicht mehr. Ihr melodramatischer Tasten-Pop hat weltweit über vier Millionen Käufer gefunden und ein halbes Dutzend Hits hervorgebracht. Das zweite Album setzt einerseits auf das bewährte Füllhorn an Harmonie, birgt andererseits aber auch spannende Neuerungen. Die zeichnen sich gleich im Opener „Atlantic“ ab – mit einem cineastischen Breitwandsound sowie einem E-Piano, das durch so viele Effektgeräte läuft, daß es wie die E-Gitarre von The Edge klingt. Während Tom Chaplin noch immer mit unbekümmerter Große-Jungen-Stimme singt, mutiert Tim Rice-Oxley zum Tasten-Zauberer, der den kreativen Horizont des Trios auslotet. So steht den melancholisch-verträumten Midtempo-Songs wie „Hamburg Song“ und „Broken Toy“ eine Auswahl an experimentierfreudigen Stücken gegenüber, die selbst den triefendsten Pathos ausbügeln. Etwa das wuchtige „Is It Any Wonder? „, das an „Elevation“ von U2 erinnert, und das fast schon Industrial-mäßige Instrumental „The Iron Sea“. In der Übermacht sind aber euphorische Pop-Hymnen mit Ohrwurm-Garantie (..Nothing In My Way , „Leaving So Soon“, „Put It Behind You“). die vor Optimismus nur so strotzen. Auch, wenn die Themen tieftraurig und ernst sind. Das Gros der zwölf Stücke behandelt die privaten wie Band-internen Probleme während der letzten Welttournee, die fast zum Split geführt hätten: lange, dunkle Stunden in Bussen und Fliegern, dazu unausgesprochene Konfliktsituationen. Was Tom zu zynischen kleinen Märchen wie „Crystal Ball“ und „The Frog Prince“ verleitet – und von genauso viel Größe und Können zeugt, wie die Musik. VÖ: 9.6.

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