Kate Bush: Das erwartet uns auf ihrer „Before The Dawn“-Konzertreihe 2014


Wenn Kate Bush am Dienstag auf der Bühne des Hammersmith Apollo in London stehen wird, ist es ihr erstes Konzert seit 35 Jahren, 21 weitere werden folgen. Wir fassen zusammen, worauf man sich freuen kann.

Dass Kate Bush im Pop eine Sonderstellung einnimmt, muss man niemandem mehr erzählen: Sie war nicht nur die erste Frau mit einem selbstgeschriebenen #1-Hit in Großbritannien. Sie war die erste Pop-Künstlerin, die diesen Namen überhaupt verdiente, einen gesunden Eigensinn in ihr Schaffen brachte und so ihre eigene Herrin wurde. Selbst wenn zu den Konzerten nur Künstler kommen dürften, die Kate Bush beeinflusst hat – sie wären wohl ausverkauft.

Vor allem darf man nicht vergessen, dass Kate Bush auch auf einem Gebiet Pionierarbeit geleistet hat, das sie dreieinhalb Jahrzehnte lang mied: Live-Shows. Zwar war Kate Bush nur einmal richtig auf Tour (die hieß dann logischerweise „Tour of Life“), doch was sie dort tat, hatte einen entscheidenden Einfluss auf die Geschichte der Pop-Konzerte: Was Bush im Frühjahr und Sommer 1979 aufführte, war das erste ganzheitliche Experiment aus Musik, Tanz, Zauberei, Lesung und Multimedia-Performance, so wie es heute bei Pop-Superstars ganz selbstverständlich ist. Auch ihr Headset-Prototyp, damals noch improvisiert aus Kleiderbügeln zusammengebastelt, gehört mittlerweile von ZZ Top bis Helene Fischer zur Standardausstattung.

Gründe, warum Kate Bush die Bühne seitdem mied, gab es viele: Der Tod ihres Lichttechnikers Bill Duffield bei der „Tour of Life“, die mangelnde Lust am Reisen, Stress, Angst und ab Ende der Neunziger dann die Geburt ihres Sohnes Albert, meist Bertie genannt. Lediglich Charity-Anlässe, Konzerte befreundeter Musiker und TV-Shows konnten sie ab und zu aus der Reserve locken. Der letzte Auftritt dieser Art liegt allerdings auch schon 23 Jahre zurück:

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So dürften es nicht nur die insgesamt 22 Konzerte sein, die vom 26. August an bis zum 1. Oktober 100.000 Menschen nach London ziehen. Allein die Tatsache, in ein und demselben Raum mit Kate Bush zu sein, dürfte für viele Fans völlig surreal sein. Im Gegensatz zu, sagen wir, einem Michael Jackson, der trotz jahrelanger Bühnenabstinenz immer in der Öffentlichkeit stand, lebte Kate Bush völlig zurückgezogen. Ihre öffentlichen Auftritte in den letzten Jahren beschränkten sich auf die Entgegennahme des South Bank Sky Arts Pop Award im Jahr 2012 und den Ritterschlag durch die Queen. Es hat allein fünf Jahre gedauert, bis die Welt überhaupt gemerkt hat, dass Kate Bush Mutter geworden ist. Selbst ihre Nachbarn haben nie Kontakt zu ihr und nehmen phasenweise so wenig von ihr wahr, dass sie denken, sie sei ausgezogen.

Ähnlich viel Geheimniskrämerei wie um ihr Privatleben wird jetzt auf der Zielgerade auch um die Live-Shows gemacht. Am Sonntag gab es eine Generalprobe für Freunde und Bekannte, Handyabgabe und das Unterzeichnen einer Verschwiegenheitserklärung waren Pflicht. Was genau Dienstagabend in London passieren wird, kann man also nur ahnen. Das Wenige, was bis jetzt durchgesickert ist, fassen wir in Kürze zusammen:

Die Männer im Hintergrund
Der New Yorker Puppenspieler Basil Twist ist für das Bühnenbild mitverantwortlich und wurde bereits Wochen vor dem ersten Konzert eingeflogen, um mit den Arbeiten zu beginnen. Art Director der Shows ist Adrian Noble, ehemaliger Chef des Theaterensembles der Royal Shakespeare Company; ebenfalls involviert sein wird der Choreograph Anthony van Laast. Er war bereits bei der Tour of Life für Kates riesengroßes Ei verantwortlich (kommt dir vielleicht bekannt vor, Lady Gaga?) und hat sich seitdem unter anderem mit den Musicals „Mamma Mia!“ und „Sister Act“ einen Namen gemacht. Trotzdem ist über die Visuals und das Bühnenbild nicht viel bekannt. Das einzig Konkrete: Angeblich wurde Kate Bush in einem Filmstudio gesichtet, in dem Unter-Wasser-Aufnahmen für den Hintergrund gedreht wurden.

Die Band
Auch was die Live-Band angeht, sind einige Personalien durchgesickert: Der Franzose Milo Cinelu, früher für Miles Davis tätig, wird für die Percussion zuständig sein. Ergänzt wird die Rhythmusgruppe durch Omar Hakim, der schon mit Madonna, David Bowie, den Dire Straits und sogar Daft Punk gespielt hat – der Beat auf „Get Lucky“ stammt von ihm. Als Gitarristen wurden der Isländer Friðrik Karlsson (ebenfalls Madonna, Jamiroquai, Tom Jones) und David Rhodes angeheuert. Letzterer ist durch seine umfangreiche Zusammenarbeit mit Peter Gabriel bekannt geworden – womit wir schon bei der nächsten großen Frage wären:

Die Gaststars
Hier gibt es bislang noch keine wasserdichten Zusagen, dafür aber umso mehr Gerüchte: Der am häufigsten genannte Name dürfte Peter Gabriel sein, mit dem Kate Bush 1986 den Hit „Don’t Give Up“ sang. Die Anwesenheit seines Gitarristen David Rhodes und die Tatsache, dass Bush und Gabriel immer noch gut befreundet sind, machen die Sache um Einiges wahrscheinlicher. Ein weiterer Elder Statesman der britischen Popmusik, der infrage käme, ist Elton John. Auf Kate Bushs letztem Album 50 WORDS FOR SNOW hatte er beim Stück „Snowed In At Wheeler Street“ einen Gastauftritt, auch hier besteht eine enge Freundschaft. Der dritte große Name, der die Runde macht, ist David Gilmour. Ende der Siebziger verhalf er der damals 16-jährigen Bush zu ihrem ersten Plattenvertrag, 1987 trat er zusammen mit ihr bei einer Charity-Veranstaltung auf und spielte „Running Up That Hill“. Im Gegensatz zum Volksglauben ist er aber nicht für das Gitarrensolo auf „Wuthering Heights“ verantwortlich – etwas, das er jetzt nachholen könnte, falls sie ihren Hit denn spielen sollte.

Das Set
Dass „Before The Dawn“ ein großes ganzheitliches Spektakel aus allen möglichen Kunstformen sein wird, dürfte klar sein. Was Kate Bush eigentlich singen wird, aber nicht. Gerüchten zufolge wird die Show um die beiden großen Suiten „The Ninth Wave“ und „An Endless Sky of Honey“ gebaut. „The Ninth Wave“ nimmt die komplette zweite Hälfte von Bushs 1985 erschienenem Hit-Album HOUNDS OF LOVE ein, „An Endless Sky of Honey“ fasst die letzte Dreiviertelstunde ihrer Comeback-Platte AERIAL zusammen, die 2005 nach zwölf Jahren Pause veröffentlicht wurde. Die beiden Mammutstücke reichen zusammen trotzdem nicht, um einen Abend zu füllen. Dass zu diesem Zweck „Wuthering Heights“ zum Einsatz kommt, ist eher unwahrscheinlich. Schließlich hat sich Bushs Stimme in den letzten Jahrzehnten verändert, mit den ganz hohen Tönen dürfte sie ihre Schwierigkeiten haben.

Doch vielleicht sollten wir mit den Spekulationen aufhören und einfach das denken, was Kate Bush 1985 in „Cloudbusting“ sang: „I just know that something good is gonna happen.“ Wird schon schiefgehen.