Ellie Goulding

Halcyon

Universal 16.10.

Erst den Dämon Skrillex daten und sich dann nicht allein aus den Fängen der Kompressionspop-Maschinen befreien können.

Ellie Goulding hat sehr schönes, blondes, manchmal silbernes Haar. Und sie lässt es fliegen, auf dem Cover ihres zweiten Albums wie auch schon auf vorangegangenen Veröffentlichungen. Und sie hat eine sehr schöne Stimme, hoch und hell. Auch die lässt sie fliegen. Allerdings klingt Ellies Vortrag auch immer ein klein wenig heiser und manchmal sogar atemlos, obwohl sie eigentlich selbst schwierigere Vokalpassagen zu meistern weiß. Doch daher kommt die Erotik, die unterschwellige, spüren Sie’s? Der Trick, ihre Songs mit zusätzlichen Vokalcuts auszukleiden, mit Kieksern hier und Seufzern da, macht obendrein Eindruck. Nämlich den, als würde man hier nicht nur in Popmusik, sondern in ein verwunschenes Reich abtauchen. Kate Bush, Elisabeth Frazer, selbst Enya können sich auf diesem Gebiet Pionierleistungen anrechnen lassen. Ellie Goulding ist dafür leider zu spät dran. Und auch das mit dem Eintauchen funktioniert bei ihr leider nicht so richtig. Des Hörers Pürzel bleibt immer zu sehen, tiefer geht es nicht hinein.

Obwohl Halcyon, das sie mit Jim Eliot (Kylie Minogue, Ladyhawke) und nicht etwa mit Boyfriend Skrillex produziert hat, einen im Vergleich zum Debüt Lights dichteren, sehr atmosphärischen, aber eben auch brutal komprimierten Sound zu bieten hat. Ellie hatte ihn selbst in einem frühen Statement als „dunkel und eigenartig“ beschrieben. Doch tatsächlich mag einem höchstens „dunkel und eigenartig“ erscheinen, mit welcher unerbittlichen Konsequenz hier alles auf Bratz und Pomp produziert wurde, auf dass die Membranen aller MP3-Abspielmodule knirschen und ächzen.

Weder kommt diese Produktion der wichtigen Aufgabe nach, die vorhandenen Schwächen im Songwriting auszugleichen, noch hätten selbst größere Kaliber wie Florence Welch oder Robyn unter dieser Knute eine Chance, so etwas wie Persönlichkeit zu entfalten. Und doch mag man diesen Engel nicht ganz aufgeben. Selbst wenn er Dämonen datet.

Key Tracks: „Figure 8“, „Dead In The Water“