Tosca

Odeon

!K7/Alive

Downbeat von Huber & Dorfmeister: Neues aus dem Kaffeehaus klingt wie Altes aus dem Kaffeehaus. Noch wach?

Mit seinem Kollegen Peter Kruder hat Richard Dorfmeister den entspannten Downbeat der 90er-Jahre geprägt wie kein Zweiter (außer eben Peter Kruder). Mit seinem anderen Kollegen Rupert Huber und dem gemeinsamen „Projekt“ Tosca bleibt Dorfmeister sich denn auch seit den 90er-Jahren treu. Opera, das Tosca-Debüt im Jahr 1997, war  epochal, das zweite Album Suzuki – drei Jahre später veröffentlicht – stand der Debütplatte in nichts nach. Und seitdem darf der auf dem Sofa ganz hinten im Kaffehaus leicht boxenwärts geneigte Hörer sich bei der Tosca-Musik an Stillstand auf höchstem Niveau erfreuen. Auch Odeon, das mittlerweile sechste Studioalbum des Wiener Duos, klingt wieder wie ein Ausflug in die lustige Elektrowelt, mit vorgeschaltetem Valium- oder auch Sahnefilter. Mal klingen Depeche Mode („Jayjay“), mal Kraftwerk („In My Brain Prinz Eugen“) an, aber immer verbreitet die Musik größtmögliche Entspannung, nur keine Hektik, immer schön warm und weich. Die völlige Abwesenheit von allem, was mit Dubstep zu tun hat, leuchtet zwar ein, bleibt dennoch bedauerlich. Hätte man doch gerne gehört, was Tosca aus diesen Einflüssen gemacht hätten. So bleibt die Musik freilich eine eher nostalgische Veranstaltung. Und wenn es doch mal musikalisch ins Freie geht („Soda“), dann war’s am Ende nur ein lückenfüllendes Instrumental. Die sollte man aber nicht unterschätzen: Wirklich bezaubernd wird Odeon immer dann, wenn mal keine Gäste am Mikrofon herumsoulen oder sonstwie Bedeutungen einsingen, sondern wenn die allgemeinen Zügel scheinbar schleifen. So etwa im gemütlich dahinzockelnden „Cavallo“ (allerdings mit etwas Geraune im Wiener Schmäh) oder im buchstäblichen Herzschlagfinale „Bon Jour“, wo ein menschlicher Puls den Rhythmus vorgibt.