Maya Jane Coles

COMFORT

I/AM/ME/kobalt Label Services/Rough Trade

Das Debütalbum der Londonerin verspricht nicht weniger als die Zukunft von House.

Da wollen wir dem ungenannten Autor der Presseinformationsschrift ausnahmsweise nur ein bisschen widersprechen. COMFORT ist nicht „eines der“, sondern das am sehnlichsten erwartete Elektronik-Album des laufenden Jahres. Maya Jane Coles verbucht nicht nur eine viel umjubelte Ausgabe der DJ-KICKS-Serie und einen weltweiten Hype in den einschlägigen Medien auf der Habenseite. In den vergangenen fünf Jahren hat die 25-jährige Londonerin rund 25 Singles/EPs veröffentlicht – unter ihrem eigenen Namen mit eher housigen Tracks und basslastigere Musik als Nocturnal Sunshine. Und jetzt dieses Debüt­album. Den wunderbaren House-Pop der Single „Easier To Hide“ hatten wir schon an anderer Stelle gelobt. „Blame“ mit den Vocals von Nadine Shah ist ein melancholisches Stück Trip-Hop mit Twang-Gitarre. „ Everything“ mit Karin Park lebt von dem schönen Gegensatz des weirden Backings und der Poppigkeit des Gesangs – und von 1 000 Einflüssen zwischen House, Bass und Indie-Pop. „Dreamer“ ist mit Coles’ Gesang ein astreiner Pop-Hit, ohne wäre es ein abstraktes Stück Minimal-House. Die häufig halbdunklen Tracks strahlen einen seltsamen Optimismus aus. Bleibt nur noch die Frage: Wie macht Maya Jane Coles das nur? Artist-Alben von DJs sind ja oft eine protzige Angelegenheit, eine Art aufgeblasene Leistungsschau an Möglichkeiten, denen der Künstler mit seinem Unterhaltungsauftrag im Alltag niemals gerecht wird. Auf COMFORT aber stimmt einfach alles. Trotz der stilistischen Ausschläge und der vielen Features (u.a. Tricky, Kim Ann Foxman, Miss Kittin) ist dieses Debütalbum eine so runde Sache wie lange nichts mehr. Vielleicht haben wir gerade die Zukunft der House Music gehört.